Frankfurt (dpa) - Als Fabian Wegmann dem Team Milram endlich den ersten wichtigen Sieg der Saison beschert hatte, flossen beim deutschen Meister erst einmal die Tränen. «Der Sieg bedeutet mir so viel. Ich kann es gar nicht beschreiben. Es war immer mein Traum, hier in Frankfurt einmal zu gewinnen», sagte Wegmann nach seinem Erfolg beim Eschborn-Frankfurt City Loop. Im Schlussspurt des Nachfolgerennens der Traditions-Veranstaltung Rund um den Henninger Turm setzte sich der 28-jährige Radprofi nach 190,8 Kilometern in 4:35:40 Stunden vor dem niederländischen Titelverteidiger Karsten Kroon vom Team Saxo Bank durch. Rang drei ging mit Christian Knees ebenfalls an einen Milram-Fahrer.«Die Erleichterung ist riesig. Für uns war das heute eine kleine Weltmeisterschaft», sagte Deutschlands Radsporthoffnung Linus Gerdemann. Der gebürtige Münsteraner hatte dem Rennen am Anfang seinen Stempel aufgedrückt und sich als erster vom Feld abgesetzt. Doch auf der Mitte der Strecke wurde der 26-Jährige mit seinen drei Mitstreitern wieder gestellt.
Das Team Milram, dass nach bislang nur zwei mickrigen Erfolgen in dieser Saison und dem enttäuschenden Abschneiden bei den Ardennen- Klassikern in der vergangenen Woche in Frankfurt mächtig unter Druck stand, bestimmte aber auch in der Folgezeit das Geschehen. In der nächsten Spitzengruppe war die Bremer Equipe mit Wegmann und Knees erneut gleich doppelt vertreten. «Wir haben viel investiert und das Rennen kontrolliert und dominiert», sagte der Sportliche Leiter der einzigen deutschen Pro-Tour-Mannschaft, Christian Henn, dessen Taktik am Ende perfekt aufging.
Auch Teamchef Gerry van Gerwen war erleichtert. «Mir sind einige Steine vom Herzen gefallen.» Der Niederländer bestätigte nach dem Rennen einen Bericht der Süddeutschen Zeitung, wonach in Frankfurt der frühere Freiburger Telekom-Arzt Andreas Blum die Mannschaft betreut habe, der in der vergangenen Saison für das Doping-Skandal-Team Astana tätig war. «Wir hatten einen Engpass, weil einer unserer Ärzte ausgefallen ist. Er gehört nicht zum Team und ist ab morgen wieder weg.»
Der Niederländer Kroon zeigte sich als fairer Verlierer: «Ich hatte im Schlussspurt keine Chance. Fabian war einfach zu stark», sagte der Vorjahresgewinner, der es verpasste, durch einen dritten Sieg in der Main-Metropole mit Rekordsieger Erik Zabel gleichzuziehen. Wegmann trug sich als zehnter Deutscher in die Siegerliste des renommierten Rennens ein. «Wir haben immer an uns geglaubt und sind heute belohnt worden», meinte Gerdemann.
Der Gesamtsieger der letztjährigen Deutschland-Tour war von der Veranstaltung begeistert. «Es ist toll, dass es das Rennen weiter gibt. Es war eine super Stimmung.» Auch Chef-Organisator Bernd Moss- Achenbach war hochzufrieden. «Das Fazit kann nur positiv ausfallen, wenn man sieht, wie viele Leute wieder an der Strecke waren», sagte der Unternehmer, der lange um den Fortbestand seines Rennens kämpfen musste, nachdem der langjährige Titelsponsor ausgestiegen war.
Rudolf Scharping, Präsident des Bund Deutscher Radfahrer (BDR), war die Freude hingegen durch den erneut unter Dopingverdacht geratenen Stefan Schumacher bereits im Vorfeld verdorben worden. «Ich finde das eine ziemliche Scheiße, um es einmal ganz deutlich zu sagen. Es ist schade, dass man sich nicht einfach mal auf ein Rennen wie in Frankfurt freuen kann, weil irgendjemand wieder in unverantwortlicher Art und Weise gehandelt hat», sagte Scharping, der mit voller Härte gegen den 27 Jahre alten Schwaben vorgehen will.