Paris (rad-net) - Der Radsport-Weltverband (UCI) und die mächtigsten Organisatoren im Weltradsport, allen voran die Amaury Sport Organisation ASO, der unter anderem die Tour de France gehört, nähern sich offenbar an. Man sehe die Entwicklung mit Hoffnung, ließ der Konzern Philippe Amaury, Mutterhaus der ASO verlauten und reagierte damit auf die vorsichtigen Annäherungsversuche in den Aussagen von Pat McQuaid, Präsident der UCI. Man habe eine Initiative für den Profi-Radsport für die kommenden Jahr vorgestellt, die auch von der Amaury-Gruppe akzeptiert werde, hatte der Ire McQuaid in Peking verkündet.
Im Rahmen der Olympischen Spiele war zuletzt Jean-Claude Killy als Vermittler zwischen den Parteien aufgetreten. Es seien jedoch noch viele Schritte zu gehen, hieß es gleichzeitig aus Paris, Sitz von ASO. Die Franzosen verlangen unter anderem, dass sie selber die Wahl der Mannschaften vornehmen, die bei der Tour de France fahren dürfen. Ein ähnliches Vorgehen soll es auch für Giro und Vuelta geben. „Die Teams müssen nach sportlichen Kriterien ausgewählt werden und nicht nach ihren finanziellen Mitteln oder Lizenzen, die sie gekauft hätten“, sagte Marie-Odile Amaury, Präsidentin des ASO-Mutterkonzerns, der nach eigenen Angaben inzwischen knapp 49 Prozent der Vuelta erworben hat. Ein ähnliches Engagement beim Giro d‘Italia sei jedoch nicht geplant.
Einer der Gründe für den andauernden Streit zwischen ASO und UCI war die Einführung der ProTour mit dem automatischen Startrecht der entsprechenden Teams für die großen Rennen. Der Streit gipfelte im Boykott-Aufruf und in Strafandrohungen der UCI für Teams, die an der Fernfahrt Paris-Nizza teilnehmen würden. Auch die Tour de France stand in diesem Jahr nicht unter der Leitung einer Jury der UCI. Verantwortlich war im Sommer der französische Verband.
Ein weiterer Teil des Entgegenkommens des Weltverbandes ist der neue „Weltkalender“, der die Rennen der ProTour und die so genannten „Monumente“ verknüpfen soll. Bereits zur kommenden Saison soll auf dieser Basis eine neue Einzel- und Teamrangliste geführt werden. „Ich bin zuversichtlich, dass dieser Plan die Basis für eine fruchtbare und konstruktive Zusammenarbeit wird und im besten Interesse für einen professionellen Straßenradsport ist.“
Gerry van Gerwen und Hans-Michael Holczer, die Team-Manager der beiden deutschen ProTour-Teams Milram und Gerolsteiner, halten sich derzeit mit Urteilen noch zurück. „Es ist noch zu früh, wir brauchen noch mehr Informationen“, wird van Gerwen zitiert. Es gebe noch zu viele Details, die noch nicht klar sein. Es sei schön, dass über den Kalender gesprochen werde, aber man warte nun auf Details, so der Niederländer. „Es ist schonmal ein guter Auftakt, dass sie miteinander sprechen. Aber wir haben noch eine Menge Fragen, also müssen wir noch warten.“
Holczer äußerte sich ähnlich: „Wir werden sehen, was passiert.“ Für ihn war die ProTour grundsätzlich keine schlechte Lösung: „Die Teams wollten die ProTour nicht abschaffen.“