Hamburg (dpa) - Hattrick für Jens Voigt oder Premierensieg für Linus Gerdemann: Vier Wochen nach der Doping-geplagten Tour de France will der «kleine Bruder» in Deutschland mit einem spannenden Duell der Lokalmatadoren für Schlagzeilen sorgen.
Trotz der Absagen von Astana-Radprofi Andreas Klöden und des zweifachen Tour-Etappensiegers Stefan Schumacher, die wie Erik Zabel der Vuelta den Vorzug geben, können sich die Fans bei der Jubiläumsauflage der Deutschland-Tour auf ein Weltklasse-Feld freuen. «Es sind viele starke Fahrer dabei. Ich zähle mich zum erweiterten Favoritenkreis», sagte Gerdemann zwei Tage vor dem Start seines persönlichen Saisonhöhepunkts der Deutschen Presse-Agentur dpa.
Gleich zu Beginn der neuntägigen Hatz über 1408,6 Kilometer von Tirol nach Bremen, bei der ein rigides Anti-Doping-Programm mit «intelligenten Kontrollen» und dem erstmaligen Einsatz von Insulin- Tests sauberen Sport garantieren soll, müssen die Favoriten die Karten offenlegen. Denn einen Tag nach dem Prolog im österreichischen Skiort Kitzbühel steht am Samstag schon die schwere Königsetappe hinauf nach Hochfügen auf dem Programm. «Es wird darauf ankommen, vom Start weg voll da zu sein», meinte Voigt, der als erster Fahrer zum dritten Mal das einzige deutsche ProTour- Etappenrennen für sich entscheiden könnte.
Doch dafür muss der 36 Jahre alte Berliner Gerdemanns Höhenflug beenden. Der sympathische Münsteraner gewann zuletzt die Tour de l'Ain sowie die Coppa Agostini und wird fünf Monate nach seinem schweren Sturz, bei dem er einen Beinbruch und einen Kreuzbandanriss erlitten hatte, die volle Unterstützung seines starken Columbia-Teams mit den Top-Sprintern Gerald Ciolek und André Greipel erhalten. «Ich will kein Meister im Tiefstapeln sein, aber man muss realistisch sein: Bei mir ist vielleicht etwas wenig Konstanz da und ich habe noch muskuläre Defizite», dämpfte Gerdemann die Erwartungen.
Zum Start in Kitzbühel werden alle Augen auf Bernhard Kohl gerichtet sein. Seit seinem dritten Platz bei der Frankreich-Rundfahrt, bei der er sich zum neuen Bergkönig krönte, ist der Österreicher in seiner Heimat ein Volksheld. «Er hat bei der Tour wohl seine Körner verschossen», glaubt sein Gerolsteiner-Teamchef Hans-Michael Holczer. Ohnehin hat Kohl derzeit weniger die D-Tour im Sinn, als vielmehr die ungewisse Zukunft seines Rennstalls. «Die Uhr tickt», sagte Holczer über seine noch erfolglose Sponsorensuche, die er am 1. September beenden will.
Optimistischer als den eigenen Überlebenskampf kommentiert Holczer den erstmaligen Einsatz von Insulin-Tests. «Das ist perfekt. Der Insulin-Test ist längst überfällig, weil man damit ein richtig weites Feld des bisher noch nicht entdecktes Betrugs abdecken kann», sagte Holczer. Die enge Zusammenarbeit des Biochemischen Instituts der Sporthochschule Köln und des Weltverbandes UCI soll abschreckend dafür sorgen, dass die D-Tour in Sachen Doping nicht dem Beispiel der Frankreich-Rundfahrt folgt, bei der es diesmal fünf positive Fälle gegeben hat.