Bordeaux (dpa) - Die Arme in die Luft gereckt, Applaus für das Publikum, Umarmung mit Bundestrainer Bernd Dittert. Robert Bartko genoss nach seinem dritten WM-Titel in der 4000-m-Einerverfolgung die Goldmedaille ausgiebig.
«Das ist etwas ganz Besonderes, den Titel zu verteidigen. Noch dazu wurde am Donnerstag mein Sohn geboren, am Freitag wurde ich Weltmeister, es passte alles», sagte der Potsdamer.
Dass der Sieger von Berlin 1999 und Los Angeles 2005 ein drittes Mal jubeln könnte, war so nicht zu erwarten. «Ich bin im Sommer in Hamburg mein letztes Rennen gefahren und hatte daher keine Vergleiche, wie gut ich im Verhältnis zur Konkurrenz bin.» Der Doppel-Olympiasieger von Sydney war der Beste, wie sich zeigte. Sowohl in der Qualifikation als auch im Finale, das er in 4:23,473 Minuten gewann, war er gut eine Sekunde schneller als der Niederländer Jens Mouris. Und das mit einer für ihn ungewöhnlichen Taktik.
In beiden Läufen hatte er anfangs große Probleme. «In der Qualifikation bin ich fast eingeschlafen. Erst, als mir der Bundestrainer entgegen kam, bin ich wieder aufgewacht.» Das «Entgegenkommen» ist das untrügliche Zeichen für «Du bist zu langsam». Im Finale zog Mouris auf fast eine Sekunde davon. Da waren nur noch 750 Meter zu fahren. Doch plötzlich löste der Potsdamer alle Fesseln und legte drei tolle Runden hin. «Früher war ich immer am Anfang schnell. Aber nun bin ich ein Renn-Opi und da muss es wohl so sein, dass ich hinten raus zulegen kann.»
Nicht zuletzt deshalb machte er den Triumph auch an seiner Erfahrung aus zwei Olympiasiegen und vier WM-Titeln fest. «Das Rennen ist erst im Ziel zu Ende.» Und so schaffte zum ersten Mal seit 1997 und 1998, als der Franzose Philippe Ermenault zwei Mal in Serie Verfolger-Weltmeister wurde, wieder ein Sportler dieses Kunststück. Als letzter Deutscher hatte 1978, 1981 und 1982 Detlef Macha drei Mal nach 4000 m jubeln können.
Dabei musste Bartko diesmal auf die Unterstützung seiner Familie verzichten. Freundin Peggy Müller, eine ehemalige Leichtathletin, liegt noch mit dem drei Tage alten Sohn Moritz in Potsdam in der Klinik. «Peggy ist eine Hammer-Frau. Sie hat nicht ein einziges Mal gemault, als ich in der Vorbereitung so oft weg war und klar war, dass ich wahrscheinlich auch bei der Geburt fehlen werde.»
Nächstes Jahr, wenn die WM Anfang April in Palma de Mallorca über die Bühne geht, könnte dann zum ersten Mal das Quartett Bartko/Müller komplett auf der Bahn sein. Und dann ist die Motivation gewiss nicht geringer als in den Tagen von Bordeaux.