Les-Gets - Die Downhill-Piloten des BDR konnten bei der WM in Frankreich ihren eigenen Erwartungen nicht ganz gerecht werden. Markus Klausmann aus Denzlingen war zwar der schnellste Deutsche – aber Rang 23 lag nicht in seinem Zielbereich. „Ich will ehrlich sein, das ging daneben. Ich habe versucht zu attackieren, bin einmal raus gefahren und musste von Null wieder los, das hat mich bestimmt zwei Sekunden gekostet. Ich wollte unter die besten 15“, bekannte der Deutsche Serienmeister.
Sascha Ehrmann aus Binau dagegen reckte die Faust in die Höhe. Er wurde 29. Das war in Anbetracht der Vorgeschichte aller Ehren wert. Am Mittwoch war er im Training schwer gestürzt und erst durch die engagierte Arbeit von Doktor und Physiotherapeutin wieder rennfähig gemacht worden. „Bis auf drei, vier Fast-Stürze war es okay“, konstatierte er. Die schnelle Strecke mit drei technischen Passagen kam Ehrmann entgegen.
Stefan Kudella aus Bochum, der den Quali-Lauf als 20. beendet hatte, stürzte im oberen Streckenabschnitt und überschlug sich. „Sehr ärgerlich“, meinte er. Trotz dieser Kapriole wurde er noch 57. unter über 100 Startern.
Thomas Sieber aus Waldmichelbach hatte wegen eines Kapselrisses im Daumen, den er sich eine Woche zuvor eingehandelt hatte, am Ende keinen Halt mehr am Lenker und konnte „keinen Druck mehr machen“. Ergebnis: Immerhin Rang 50. Frank Schneider aus Hohenwarte flog einmal von der Strecke und ließ dabei ein gutes Resultat „im Gemüse“ liegen. Er wurde 59.
Die Entscheidung um den Weltmeistertitel fiel buchstäblich auf den letzten Metern. Und sie „fiel“ tatsächlich, denn der Brite Steve Peat stürzte auf dem Weg zur Bestzeit in Sichtweite des Ziels und wurde nur Elfter. Das verhalf dem Franzosen Fabien Barel in 2:40,78 Minuten zu seinem ersten Regenbogen-Jersey in der Eliteklasse. Titelverteidiger Greg Minaar (Südafrika) wurde 58 Hundertstel dahinter Zweiter, der 18-jährige Australier Samuel Hill gewann Bronze.
Die einzige deutsche Dame in der Konkurrenz verkaufte sich als 25. unter Wert. Der Grund lag schon länger zurück. In Tabarz war Antje Kramer gestürzt, seit dem wirkt sie blockiert. „Ich bin nicht zufrieden. Ich bin auf Sicherheit gefahren, was eigentlich nicht meinem Naturell entspricht“, kommentierte die 35-Jährige aus Hattingen.
Neue Weltmeisterin wurde die Neuseeländerin Vanessa Quin vor der Japanerin Mio Suemesa und der Französin Celine Gros. Die 14-fache Weltmeisterin Ann-Carolin Chausson (Frankreich) hatte in der Qualifikation wieder die klare Bestzeit erzielt, stürzte aber am Samstagmorgen im Training und zog sich eine Oberarmfraktur zu. Damit war der Weg frei für Quin. In der männlichen Juniorenklasse hatten die Deutschen nichts zu bestellen. Michael Neubert (Illmenau, 54.) und Eric Förster (Berlin, 43.) hatte Trainer Klaus Molitor ohnehin nur zum Lernen zur WM geschickt. Lorenzo Suding, der im Schweizer Engadin in einem Sport-Internat lebt, brachte nicht das, was der Coach erwartet hatte. Suding selbst war wohl auch enttäuscht, denn er verließ als 37. den Start-Ziel-Raum ohne Kommentar. Die Franzosen dominierten die Konkurrenz mit einem Doppelsieg durch Romain Saladini und Florent Payet. Dritter wurde der Amerikaner Kyle Strait.
Text: BDR-Medienservice/E. Goller
4-Cross: Deutsche Medaillenhoffnungen platzen
Lang dauerten die Auftritt der drei deutschen 4-Crosser
nicht. Vor rund 20.000 Zuschauern war der Traum von einer Medaille schnell
ausgeträumt. Guido Tschugg aus Argenbühl, der nach seinem Weltcup-Sieg in Fort
William mit berechtigten Medaillenhoffnungen nach Les Gets gereist war, musste
bereits in der ersten Runde kapitulieren, als der Litauer Aivars Buris die
Fahrlinie von Tschugg kreuzte, dieser daraufhin nicht nur ein Tor verfehlte,
sondern mitten in einen Fangzaun fuhr.
Sascha Meyenborg aus München) erging es nicht viel besser.
Lediglich Thomas Schäfer (Ansbach) schaffte es in die zweite Runde, verfehlte
aber auf einem scheinbar sicheren zweiten Platz liegend ein Tor und schied
ebenfalls aus. Bis ins Finale hingegen schafften es vier der Favoriten:
Titelverteidiger Michal Prokop (Tschechien), Eric Carter (USA), Roger
Rinderknecht (Schweiz) und Michael Deldycke (Frankreich), der extra auf seinen
Start im Downhill am Nachmittag verzichtet hatte, um optimal vorbereitet beim
4-Cross am Abend unter Flutlicht antreten zu können.
Wie auch Carter kam ihm als aktiven Downhiller die äußerst
schnelle Charakteristik der Strecke entgegen, während Rinderknecht und Prokop,
der sich vor zwei Wochen an der Hand verletzt hatte, mehr einen Background aus
der technischen BMX-Szene haben. Entsprechend konnten sich auch Carter und
Deldycke vom Start weg absetzen. „Wenn du oben vorne bist, wird es für die
anderen schwer, dich noch einmal zu überholen“ prophezeite Guido Tschugg vor
dem Rennen. Auch Deldycke hatte keine Chance mehr, an dem US-Amerikaner
vorbeizuziehen.
Nach seinem schlimmen Fahrfehler im WM-Finale in Kaprun
2002 freute sich Eric Carter mächtig über seinen Erfolg: Während der Hymne
musste er hart gegen die aufkommenden Tränen kämpfen. Deutlich spannender war
der Kampf um Platz drei, den Rinderknecht fast schon für sich entschieden
hatte, dann aber gleich zwei Mal stürzte und sich das Hinterrad so verbog, dass
Prokop an ihm auf den letzten Metern noch vorbeiziehen konnte. Das Finale der
Damen gewann die Tschechin Jana vor den beiden US-Amerikanerinnen. Jana bestritt
in Les Gets erst ihr viertes internationale 4-Cross-Rennen: bei den
Europameisterschaften 2003 und 2004 hatte sie jedoch bereits jeweils den zweiten
Platz belegt, bei der Weltmeisterschaft 2004 in Lugano sich allerdings den Knöchel
gebrochen. Sie kommt wie ihr Landsmann Michal Prokop, „der 4-Cross bei uns in
Tschechien bekannt gemacht hat“, von der neuen olympischen Disziplin BMX
(erstmals dabei 2008 in Peking): dort war sie bereits zweifache Mal
Weltmeisterin und siebenfache Europameisterin.
Das Rennen der Frauen war allerdings überschattet vom
verletzungsbedingten Fernbleiben der Favoritinnen: Die Französin Ann-Carolin
Chausson, seit Jahren die alles überragende Athletin in den
Abfahrtsdisziplinen, hatte sich am Morgen beim Downhill-Training den Oberarm
gebrochen, Tracy Moseley und Sabrina Jonnier waren gar nicht erst angereist:
Jonnier hatte sich Ende Juli bei einem 4-Cross-Rennen in im kanadischen Whistler
einen Leberriss zugezogen. Tracy Moseley sich vor Wochenfrist die Schulter
ausgekugelt. Deutsche Damen waren beim 4-Cross nicht am Start.
Text: BDR-Medienservice/A. M. Küstenbrück