Madrid (dpa) - Die «Operación Puerto» hat eine neue Wende genommen. Die Verdächtigen im größten Dopingskandal der Radsport-Geschichte werden nun doch in Spanien vor Gericht gestellt.
Ein Gerichtshof in Madrid hob die Entscheidung des Untersuchungsrichters Antonio Serrano auf, der den Fall im Oktober 2008 zu den Akten gelegt hatte. Die Richter ordneten an, die Ermittlungen neu aufzunehmen und Anklage gegen die Verantwortlichen zu erheben. Sie gaben damit der Staatsanwaltschaft Recht, die gegen die Einstellung des Verfahrens Berufung eingelegt hatte.
Das Gericht legte nach spanischen Presseberichten zudem fest, dass den Beschuldigten um den mutmaßlichen Dopingarzt Eufemiano Fuentes der Prozess gemacht wird. Damit darf der Untersuchungsrichter seine Ermittlungen nicht ein weiteres Mal einstellen. Serrano hatte den Fall bereits zweimal - im März 2007 und im Oktober 2008 - zu den Akten gelegt. Er meinte, Fuentes und seinen Helfern sei keine Straftat nachzuweisen. Nach seiner Ansicht hatten die von Fuentes verabreichten Dosen des Blutdopingmittels EPO den betroffenen Profis keinen gesundheitlichen Schaden zugefügt.
Der Gerichtshof entschied dagegen, es gebe eindeutige Indizien für einen Verstoß gegen die Gesundheitsgesetze. Bei den Bluttransfusionen habe es eine «Serie von Risiken» für die Radprofis gegeben. Die spanische Polizei hatte bei der «Operación Puerto» (Operation Bergpass) im Mai 2006 im Labor von Fuentes rund 100 Blutproben sichergestellt. Mehr als 50 Radprofis gerieten unter Dopingverdacht, darunter der Tour-de-France-Sieger von 1997, Jan Ullrich, und der frühere Giro-Sieger Ivan Basso. Auch spanische Stars wie Alberto Contador und Alejandro Valverde wurden mit dem Skandal in Verbindung gebracht. Bis auf Basso, der ein Teil-Geständnis ablegte, bestritten alle Doping.
Der Untersuchungsrichter muss nun entscheiden, welche Beschuldigten in dem geplanten Prozess auf der Anklagebank Platz nehmen müssen. Er hatte gegen Fuentes und sieben weitere Verdächtige ermittelt, darunter den Blutspezialisten José Luis Merino Batres und den früheren Liberty-Teamchef Manolo Saiz. In dem Verfahren können nur Sportärzte und Funktionäre angeklagt werden, aber keine Radsportler. Die Profis könnten allerdings als Zeugen geladen werden, berichtete die Zeitung «El País».
Die Ermittlungen der spanischen Justiz wurden dadurch erschwert, dass Doping bei der Aufdeckung des Skandals kein Straftatbestand war, weil Spanien damals noch kein Anti-Doping-Gesetz hatte. Fuentes und seinen Helfern könnte allenfalls eine «Schädigung der Gesundheit» der betroffenen Radprofis zur Last gelegt werden. Ein solches Vergehen kann nach spanischem Gesetz mit bis zu 18 Monaten Haft und einem Berufsverbot von bis zu zwei Jahren bestraft werden.