Berlin (dpa) - Im Zuge der Doping-Skandale wird der Bund keine Fördermittel von deutschen Sportfachverbänden zurückfordern. Dies empfiehlt die behördeninterne Doping-Task-Force, die ihren Abschlussbericht Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble übergeben hat.
«Die festgestellten Tatsachen lassen erkennen, dass die Verbände und Stützpunkte eine aktive Dopingbekämpfung betreiben», heißt es in dem 117 Seiten langen Report. Der BDR hat für 2007 Bundeszuwendungen in Höhe von
ca. 2,4 Millionen Euro erhalten.
Die «Projektgruppe Sonderprüfung Doping» hat im Fall des BDR keine Rückforderungen erhoben. Nach ihren Erkenntnissen sei insgesamt zum Teil die Bedeutung einer ordnungsgemäßen rechtlichen Umsetzung des Codes der Nationalen Anti-Doping-Agentur (NADA) nicht erkannt oder unterschätzt worden. «Eine direkte Unterstützung von dopenden Sportlern konnte nicht festgestellt werden», lautet das Fazit. Im Rahmen des vorgeschlagenen standardisierten Verfahrens zur Überprüfung der Einhaltung der Anti-Doping-Bestimmungen werde jedoch insbesondere das künftige Verhalten der Verbände und Stützpunkte weiter zu beobachten sein. Im Einzelfall könnten dann eine Rückforderung oder zusätzliche Auflagen oder Bedingungen im Zuwendungsbescheid angezeigt sein.
Der Deutsche Olympische Sport-Bund (DOSB) schloss generell die Rückzahlungen von staatlichen Fördermitteln aufgrund von Verstoßen gegen die Anti-Doping-Regeln nicht aus. Auch wenn der Bericht zu dem Ergebnis komme, dass Verbände und Olympiastützpunkte auf dem richtigen Weg seien und nicht empfehle, Zuschüsse wegen Doping-Vergehen zurück zu fordern, müsse diese Möglichkeit weiter in Betracht gezogen werden, sagte DOSB-Generaldirektor Michael Vesper: «Der Sport wird seinen Anti-Doping-Kampf permanent auf den Prüfstand stellen und wer die Regeln nicht einhält, muss mit Sanktionen bis hin zu Mittelkürzungen rechnen.»
«Die ersten Reaktionen der geprüften Institutionen belegen, dass es gut und notwendig war, die Projektgruppe einzurichten», sagte Schäuble. «Es hat sich gezeigt, dass alle Beteiligten sensibilisiert sind und die Dopingbekämpfung zur Chefsache erklärt haben.»
Überprüft wurden von der Task Force die olympischen Fachverbände, Stützpunkte des organisierten Sports sowie das Institut für Angewandte Trainingswissenschaft. Insgesamt sind mehr als 50 Einrichtungen unter die Lupe genommen worden. Geklärt werden sollte, ob die Anti-Doping-Klauseln in den Zuwendungsbescheiden des Bundes in vollem Umfang erfüllt werden. Angeordnet hatte Schäuble die Überprüfung im Frühsommer nach einer Serie von Dopingbekenntnissen ehemaliger Radsportler und den Enthüllungen über Dopingaktivitäten von Sportmedizinern an der Universität Freiburg.
Die Projektgruppe hat zudem konkrete Maßnahmen vorgeschlagen, um die Unabhängigkeit des Doping-Kontrollsystems von etwaigen Verbandsinteressen zu erhöhen: Hierzu gehören die umfassende Inanspruchnahme des zum 1. Januar 2008 neu eingerichteten deutschen Sportschiedsgerichts, die Bündelung der Trainings- und Wettkampfkontrollen in der Hand der NADA sowie die Entscheidung über eine Anstellung bzw. Wiederanstellung von Trainern mit «Doping-Vergangenheit» durch ein Gremium des Sports anhand konkreter Kriterien.