Rom (dpa) - Neue Ermittlungsverfahren, Doping-Razzien und Beschlagnahme von Medikamenten - jetzt hat auch die italienische Staatsanwaltschaft den mutmaßlichen Olympia-Dopingsünder Davide Rebellin ins Visier genommen.
Bei Durchsuchungen im Haus des ehemaligen Team-Gerolsteiner-Fahrers beschlagnahmte die Polizei nach Angaben der «La Gazzetta dello Sport» Arzneimittel. Außerdem sei das Haus seiner Schwiegereltern und seines Sportarztes Enrico Lazzaro in Montegrotto Terme durchsucht worden. Staatsanwaltschaft Benedetto Roberti eröffnete in Padua gegen Rebellin ein Ermittlungsverfahren wegen Dopings.
Neben dem 37-Jährigen werde gegen sieben weitere Personen wegen Verstoßes gegen das italienische Antidopinggesetz ermittelt. Die Aktion der Staatsanwaltschaft Padua basiert auf Ermittlungen aus dem Jahr 2001, als Rebellin von Lazzaro angeblich EPO-Dopingmittel verlangt haben soll. Trotz der Indizien reichte das Beweismaterial damals nicht aus. Nun witterte die Staatsanwaltschaft Padua durch die nachträglich analysierte positive A-Probe des Radprofis bei den Spielen 2008 in Peking eine neue Chance, Rebellin zu überführen.
Wegen mutmaßlichen CERA-Dopings 2008 in China wird außerdem die Staatsanwaltschaft in Rom ein Verfahren gegen Rebellin einleiten. In enger Zusammenarbeit mit den beiden Staatsanwaltschaften ermittelt auch die Antidopingkommission des Nationalen Olympischen Komitee Italiens (CONI) gegen den dreimaligen Gewinner des Wallonischen Pfeils. Da Rebellin die schon am Mittwoch angekündigte Analyse der B- Probe nun offiziell verlangt hat, verlegte Kommissionschef Ettore Torri die für kommenden Montag geplante Anhörung Rebellins auf Anfang Juni. Die Gegenprobe wird am 28. Mai in Paris untersucht.
Sportrechtlich hat Rebellin eine zweijährige Sperre und die Aberkennung der Olympia-Medaille zu erwarten, zivilrechtlich droht ihm bei einer Verurteilung in Italien eine Haftstrafe. Er beteuert weiter seine Unschuld. «Ich habe ein reines Gewissen, ich habe nichts genommen», sagte Rebellin. Sein ehemaliger Trainer Giosuè Zenoni empfahl ihm jedoch ein Dopinggeständnis: «Davide, denk daran, dass es die Beichte gibt.» Der Präsident des italienischen Radsportverbands, Renato Di Rocco, nannte den mutmaßlichen Dopingfall Rebellin eine «hässliche Sache» und sagte: «Ich entschuldige mich bei den Fans und beim italienischen Sport.»
Unterdessen kündigten die Organisatoren des Giro d'Italia eine Ausweitung der Dopingkontrollen an. «Es wird mehr konventionelle und gezielte Tests geben», sagte Renndirektor Angelo Zomegnan. Bei der am 9. Mai startenden Italien-Radrundfahrt werde es erstmals auch Kontrollen auf Blutdoping mit dem Präparat CERA geben.