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Der Tour-Sieg von Alberto Contador ist von den Doping-Fällen überschattet.
30.07.2007 17:31
Doping-Jäger Franke klagt Contador an

Hamburg (dpa) - In Spanien wird der neue Tour-Sieger gefeiert, im Ausland überwiegt die Skepsis. In Deutschland griff Doping-Jäger Werner Franke den Tour-de-France-Gewinner offen an.

«Contador siegt, aber die Zweifel bleiben», schrieb «Tuttosport» aus Italien. Und «La Gazzetta dello Sport» forderte von den Radprofis: «Rennfahrer, hört auf zu lügen!». Die französische Sportzeitung «L'Equipe» kommentierte den Sieg des umstrittenen Spaniers ebenfalls kritisch: «Man weiß nicht, ob Alberto Contador auf den Champs-Élysées ein Gewinner der Zukunft oder ein Sportler der Vergangenheit ist.» Contador hat jegliche Doping-Vorwürfe stets abgestritten. Es sei alles bloß «ein Irrtum» gewesen, sagte der Radprofi.

Ihn zum Tour-Sieger zu erklären, ist nach Frankes Worten «der größte Schwindel der Sportgeschichte», erklärte Franke im ZDF-Morgenmagazin. Contador wird immer wieder mit den Listen des spanischen Arztes Eufemiano Fuentes in Verbindung gebracht. Laut Franke «hat es aber in der jüngsten Zeit einen Vertrag gewissermaßen gegeben von der internationalen Radsport-Union UCI und den spanischen Justizbehörden, die das alles vertuscht haben und einfach gelogen haben». Zudem erklärte Franke: «Ich habe die Dinge vor mir, ich kann sie direkt entziffern, welche Mittel genommen worden sind.» Man habe «hier ein voll protokolliertes Doping-Dokument», sagte Franke.

Spanien habe sich hier «das größte Ding aller Zeiten geleistet», sagte Franke. Es sei ihm gelungen, sich in den Besitz der Unterlagen zu bringen. «Diese Befunde sind halt in meiner Aktentasche gelandet, das passiert manchmal, und ich hab sie dann gleich dem Bundeskriminalamt weitergegeben.» Diese «auch weltweit korrupte Situation in verschiedenen Bereichen» werde in höchsten Kreisen «zumindest in Spanien akut gedeckt», kritisierte Franke.

Contadors früherer Teamkollege Jörg Jaksche, der mit seinen Aussagen die Doping-Geständnis-Welle ausgelöst hatte, stellte dazu in einem Interview mit der «Süddeutschen Zeitung» fest: «Die Polizei hat sauber gearbeitet, aber offenbar werden Namen gefiltert und herausgenommen. Von den 250 Blutbeuteln sind doch 150 noch nicht identifiziert, warum?». Spanien sei das Problem zu groß geworden, «weil es sich nicht nur auf Radsport beschränkt».

Über Contador sagte der Ansbacher in einem Interview mit dem Radiosender Bayern 3: «Ich war auch zehn Jahre in der Situation, dass ich lügen musste. Ich würde ihn auch gar nichts fragen, weil ich seine Antwort wahrscheinlich gar nicht akzeptieren könnte.»

Der frühere Radprofi Marcel Wüst erklärte in einem Interview mit dem Internetanbieter Sport1.de: «Was ist denn mit den 150 anderen Sportlern auf der Fuentes-Liste? Ganz sicher sind auch andere Sportarten betroffen. Welche Sportarten sind das, welche Athleten sind verstrickt? Es besteht die Möglichkeit, dass das totgeschwiegen wird, weil kein Verband Interesse hat, im eigenen Lager einen Dopingfall in den Reihen zu haben. Da sind dann auch die Medien gefragt, das mal herauszufinden.»

Rückendeckung für den umstrittenen Tour-de-France-Sieger gab es dagegen in der der spanischen Heimat: «Alberto Contador musste unglücklicherweise auf seinen schmalen Schultern die Last der Schuld der Ungeheuerlichkeiten tragen, die der Radsport in den vergangenen Jahren begangen hat. Er hat die Tour zum falschen Zeitpunkt gewonnen. Niemand sprach gestern in Frankreich von ihm. Er ist ein verurteilter Sieger in einer verurteilten Tour de France», schrieb «El País». Die Sportzeitung «As» befand: «Alberto Contador ist der König der Hoffnung und das Symbol des neuen Radsports. Mit ihm beginnt eine neue Ära. Nach diesem Sieg sollte der Radsport wieder ein Sport ohne Verdächtigungen und ohne Chemie sein.»


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