Berlin (dpa) - Doping-Experte Robin Parisotto rechnet vor Beginn der Tour de France am 4. Juli mit der Veröffentlichung weiterer Fahrer-Namen mit Unregelmäßigkeiten in ihren Blutpässen. Er rechne «mit weiteren in naher Zukunft, wir vergleichen die Profile jede Woche», sagte der Australier, der zu den neun Wissenschaftlern gehört, die im Auftrag des Weltverbandes UCI seit 18 Monaten die Blut-Parameter und Steroid-Profile von rund 840 Radprofis auswerten, dem Internetanbieter «Cyclingnews». Am Vortag hatte die UCI die ersten fünf Fahrer genannt, die wegen Doping-Verdachts aufgrund von abweichenden Werten mit Disziplinarmaßnahmen rechnen müssen.Verglichen mit 1998, dem Jahr des großen Festina-Skandals bei der Tour, hält Parisotto die kommende Ausgabe für «wesentlich sauberer». In den «90er Jahren mussten die Betrüger nur ihre Drogen verstecken - das war es», so Parisotto. «Heute sind es nicht nur die Drogen. Sie müssen die Doping-Vorrichtungen verstecken, die Doktoren und was bei der Beschaffung und Durchführung alles dranhängt. Die Einführung des sogenannten Blutpasses hat den Betrug ungleich schwieriger gemacht.»
Argumente des geständigen Dopingsünders Bernhard Kohl, der behauptete, regelmäßig gedopt zu haben, während sein Blutbild keine Auffälligkeiten gezeigt habe, lässt der Wissenschaftler nicht gelten. «Cera wurde ihm im Urin nachgewiesen. Seine Bluttests kenne ich nicht, aber ich bin sicher, dass es da auch Doping-Spuren gibt», sagte Parisotto, der Kohl attestierte, «Russisch Roulette» gespielt zu haben, als er Eigenblut reinfundierte und gleichzeitig EPO nahm. «Das ist, als ob man Petroleum ins Feuer gießt».