Lübeck (rad-net) - EPO-Spezialist Horst Pagel hat vor dem neuen, noch nicht zugelassenen Doping-«Wundermittel» Hematide gewarnt. «Ich habe Hinweise, dass einzelne Athleten auf Hematide umgestiegen sind. Dieses Medikament ist eine EPO-Abart», erklärte der Professor vom Institut für Physiologie der Universität Lübeck am Freitag in einem Interview mit dem Internetportal «t-online.de». «Es ist vom Molekül her völlig anders aufgebaut als klassisches EPO, zeigt aber die gleiche Wirkung.» Das neue Blutdoping-Mittel müsse ähnlich wie CERA nur alle vier Wochen gespritzt werden und habe damit einen weiteren Vorteil für manipulierende Sportler.
Wie die Sportler an das noch nicht zugelassene Medikament gekommen sein könnten, ist für Pagel ein Rätsel. Schließlich befinde sich der Wirkstoff derzeit noch in Phase III der klinischen Prüfung und dürfte der Öffentlichkeit daher noch nicht zugänglich sein. Auch mögliche Nebenwirkungen seien daher noch nicht abzusehen.
Auch im Doping-Analyselabor in Köln rechnet man mittlerweile damit, dass Hematide missbräuchlich genutzt werden könnte und hat die Arbeiten an einem Nachweis bereits aufgenommen. Dabei stehen die Wissenschaftler vor einer Hürde. «Bisher ist uns leider kein Referenzmaterial zur Verfügung gestellt worden, weder über die Hersteller-Firma noch über die Welt-Anti-Doping-Agentur WADA», sagte Institutsleiter Wilhelm Schänzer. «Die Sportler, die möglicherweise beabsichtigen, mit Hematide zu dopen, sollten sich wie bei CERA nicht darauf verlassen, dass es keinen Test geben wird. Ich denke nicht, dass es eine Ankündigung geben wird, ab wann auf Hematide getestet wird.»