Weinheim (dpa) - Die Luft am Gipfel wird dünner. T-Mobile, früher Telekom, ist seit 1991 Branchenführer in Deutschland und bekommt neue Konkurrenz, die der Abwanderer Erik Zabel anführt.
Der langsame, aber stetige Aufsteiger Gerolsteiner hat zu T-Mobile fast aufgeschlossen. Beim prestigeträchtigen Heimspiel Deutschland-Tour steht das Radprofi-Team aus der Vulkaneifel vor dem Gesamtsieg über das Jan- Ullrich-Team, das sich im Moment um einen gewissen Neuaufbau bemüht. Im nächsten Jahr drängt die deutsch-italienische Kombination Domina Vacanze/Nordmilch mit den Topfahrern Zabel (Unna) und Alessandro Petacchi (Italien) als neue Kontrahenten auf den Binnenmarkt.
Vizeweltmeister Zabel, dazu Fahrer vom Zweitliga-Wiesenhof-Team, die ihren alten Sponsor verlieren werden, und Profis des italienischen Reiseunternehmens Domina Vacanze wollen den einheimischen Markt aufmischen. «Ich kann bestätigen, dass wir in Gesprächen sind, aber die Verträge und Beträge sind noch nicht unterzeichnet. Wir brauchen noch etwa zwei Wochen. Grundsätzlich würde ein Radsport-Engagement mit Erik Zabel zu unserer neuen Produktpalette mit 'Milram' im Mittelpunkt passen», sagte Harald Schomacker, Unternehmenssprecher des Bremer Milch-Produzenten, der 2004 einen Umsatz von zwei Milliarden Euro aufwies. Die Norddeutschen sammelten erste Erfahrungen im Radsport als mehrjähriger Sponsor der Friedensfahrt.
Der durch seine Nicht-Nominierung für die Tour de France tief verletzte Zabel hatte nach den HEW-Cyclassics in Hamburg vor drei Wochen seinen Rückzug vom T-Mobile-Team nach 192 Profisiegen für seine Firma verkündet. Das Rätselraten um seinen zukünftigen Arbeitgeber, der dem 35-Jährigen «einen Dreijahres-Vertrag mit Tour- Startgarantie» zusichert, ist jetzt beendet. Der sechsfache Gewinner des Grünen Trikots und vierfache Sieger von Mailand - San Remo (Sieger 2005: Petacchi) bringt seinen treuen Helfer Jan Schaffrath mit, vielleicht auch Rolf Aldag. Die ProTour-Lizenz der Italiener garantiert der neuen Formation, in der Eliteliga der 20 besten Teams mitspielen zu dürfen.
Die neue Zusammenarbeit scheint nicht nur wegen möglicher Interessens-Konflikte der Topfahrer schwierig. Der eloquente Domina-Manager Gian-Luigi Stanga und der Ur-Sachse Jörg Strenger, «Kaderleiter» bei Wiesenhof, sollen sich die Verantwortung teilen. «Dann muss man erst mal abwarten, wie das laufen könnte. Strenger kann ja kein Wort ausländisch», gab Wiesenhof-Profi Jens Heppner zu bedenken. Strenger war noch in Abwehrhaltung gegangen: «Ich kann noch nichts bestätigen. Ich suche weiter einen Nachfolge-Sponsor für Wiesenhof und melde beim Weltverband eine Continental-Pro-Lizenz an.»