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Marc Hirschi feiert seinen WM-Sieg. Foto: Sunweb/Dion Kerckhoffs
28.09.2018 16:47
U23-Europameister Hirschi ist jetzt auch Weltmeister

Innsbruck (rad-net) - Marc Hirschi ist neuer U23-Weltmeister im Straßenrennen. Der Schweizer, der amtierender U23-Europameister ist, setzte sich bei den Titelkämpfen in Innsbruck (Österreich) als Solist durch. Silber sicherte Bjorg Lambrecht (Belgien) im Zweiersprint gegen Jaakko Hanninen (Finnland). Bester Deutscher war Georg Zimmermann auf dem 14. Platz.

Nach einem schnellen Start in das 180,4 Kilometer lange Rennen mit fünf Anstiegen - darunter viermal der rund sieben Kilometer lange Anstieg auf der sogenannten Olympia-Runde - hatte sich zunächst der Pole Szymon Tracz alleine an die Spitze des Rennens gesvetzt und bekam später noch Gesellschaft von Izidor Penko (Slowenien) und Nickolas Zukowsky (Kanada). Das Trio holte bis zu 3:30 Minuten Vorsprung auf das Feld heraus. Als es doch zum ersten Anstieg im Gnadenwald ging, begannen die Positionskämpfe im Feld und das Tempo wurde mächtig erhöht. So dezimierte sich auch schnell der Vorsprung der Ausreißer und an dem rund drei Kilometer langen Berg fiel die Spitzengruppe auseinander und nur noch Zukowsky, der noch rund zwei Minuten Vorsprung hatte, blieb übrig.

Aber das Feld hielt das Tempo weiter hoch, insbesondere als zum ersten Mal der Berg auf der Olympia-Runde erreicht wurde. Dort wurde der Kanadier dann auch eingeholt. Durch das hohe Tempo an dem Anstieg verkleinerte sich das Feld, aber noch lange nicht entscheidend. Auch bei der zweiten Überquerung war das Feld schnell unterwegs und weitere Fahrer musste reißen lassen.

Schweiz mit der besten Taktik
Interessant wurde es aber erst auf der darauffolgenden Abfahrt, als noch rund 55 Kilometer zu fahren waren: Aus dem Feld griff die Schweizer Nationalmannschaft mit den vier Fahrern Marc Hirschi, Gino Mäder, Patrick Müller und Lukas Rüegg an. Zu ihnen gesellten sich noch Mark Padun (Ukraine), Neilson Powless (USA) und Mikkel Frolich Honore (Dänemark).

Die Schweizer arbeiteten natürlich gut zusammen und so hatte die Gruppe bereits 50 Sekunden Vorsprung, als der Berg zum vorletzten Mal erreicht wurde. Dort griff Padun, als es noch 40 Kilometer bis ins Ziel waren, an und Müller setzte nach. Im Feld machten derweil Italien, Russland und Frankreich das Tempo und holten bald die restlichen vier Fahrer der Spitzengruppe ein, Padun und Müller blieben aber vorne. Auf der Abfahrt erhöhte der Ire Eddie Dunbar das Tempo und nur Mäder konnte mitgehen. Die beiden Fahrer, von denen Dunbar hauptsächlich Führungsarbeit leistete, da Mäder ja seinen Nationalmannschaftskollegen vorne hatte, lagen lange Zeit nur 30 Sekunden hinter dem Spitzenduo, schafften aber nie den Sprung nach vorne und wurden stattdessen 20 Kilometer vor dem Ziel, als der Berg zum letzten Mal befahren wurde, vom inzwischen auf rund 30 Fahrer dezimierten Feld wieder eingeholt.

Im «Peloton» – es bestand zu dem Zeitpunkt nur noch aus vielleicht zehn Fahrern – hatten inzwischen die Belgier die Tempoarbeit übernommen und sorgten für richtig Zug. So geschah es bei noch 17 zu fahrenden Kilometern, dass Padun und Mäder von drei Fahrern – Marc Hirschi, Bjorg Lambrecht und Jakkoo Hanninen –, die eine kleine Lücke hatten reißen können, aufgefahren wurden. Nach ihrer Flucht konnten Padun und Mäder aber nicht lange mithalten und so blieben drei Fahrer an der Spitze.

Hirschi greift erneut auf der Abfahrt an
Auf der Abfahrt hinunter ins Ziel ließ Hirschi erneut seine Abfahr-Qualitäten spielen und konnte neun Kilometer vor dem Ziel ein paar Meter Vorsprung herausholen, den er im weiteren Verlauf leicht ausbauen konnte. Das genügte, um sich mit 15 Sekunden Vorsprung als neuer Weltmeister feiern zu lassen. Dahinter spurteten Lambrecht und Hanninen um Silber, wobei der Belgier die besseren Karten für sich hatte.

«Es ist großartig. Wir sind ein tolles Rennen gefahren. Von Beginn an waren wir in den richtigen Gruppen und konnten mit den anderen ein bisschen spielen», sagte Marc Hirschi nach seinem Triumph und lobte die starke Teamarbeit seines Schweizer Nationalteams. «Ich denke, der entscheidende Moment war unsere Attacke in der Abfahrt, wo wir dann zu viert vorne waren. So war das zwar nicht geplant, aber wir wussten, dass wir alle gute Abfahrer sind. Eigentlich dachten wir, dass die Abfahrt zu einfach sei, um eine Lücke um reißen, aber dann waren wir vorne. Patrick ist dann die erste Attacke gefahren, Gino die zweite. Ich blieb im Peloton, da ich wusste, dass ich eventuell auch im Sprint einer kleinen Gruppe gewinnen könnte. Unser Plan ist perfekt aufgegangen. Wir waren denke das aktivste Team im Rennen und wurden mit der Goldmedaille belohnt.» Die Attacke auf der Abfahrt 55 Kilometer vor dem Ziel habe Hirschi keine Kraft gekostet, sondern im Gegenteil: «Ich konnte eigentlich dadurch, dass ich in die Gruppen ging, Kraft sparen. Durch den verwinkelten Kurs in der Innenstadt und den Rückenwind am Anstieg, war es eigentlich nicht schwerer, als im Feld. die Fahrer hinten mussten dafür übers Limit gehen, um uns zurückzuholen. Ich konnte etwas Kräfte sparen, da ich auch nie wirklich im Wind war und immer in den richtigen Gruppen vertreten war.»

Hinter Georg Zimmermann belegten Lennard Kämna und der Deutsche U23-Meister Max Kanter die Plätze 23 und 29. «Es war ein extrem schweres Rennen, das durch die offensive Fahrweise der Schweizer auch noch sehr schnell war. Es war immer Zug drin und in den letzten beiden Runden ging es richtig zur Sache», zog U23-Bundestrainer Ralf Grabsch ein erstes Fazit. «Georg Zimmermanns 14. Platz ist ein starkes Ergebnis. Lennard Kämna hat im Finale die Wettkampfhärte gefehlt», so Grabsch. Kämna hatte fast fünf Monate wegen gesundheitlicher Probleme keine Rennen bestritten und war erst im August wieder ins Renngeschehen eingestiegen.

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