Rom (dpa) - Das Urteil der Disziplinar-Kammer des Nationalen Olympischen Komitees Italiens (CONI) im Doping-Fall Danilo di Luca wird am 16. April gesprochen. Die Anklage wirft di Luca eine illegale Blut-Transfusion vor. Der Verteidiger des Radprofis wies den Vorwurf zurück.
CONI-Richter Francesco Plotino ordnete am ersten Verhandlungstag, zu dem der Giro-Gewinner nicht erschienen war, weitere wissenschaftliche Analysen an, meldete die Internetausgabe der «Gazzetta dello Sport». In dem Prozess geht es um irreguläre Hormonwerte di Lucas, der bei einem Test nach der 17. Etappe des Giro d'Italia am 30. Mai 2007 Testosteron-Werte eines Kleinkindes aufgewiesen hatte. Das CONI vermutet Manipulation, unterstellt eine Bluttransfusion und fordert die Höchststrafe von von zwei Jahren Sperre.
Wird di Luca, der gerade ein dreimonatiges Fahrverbot wegen seiner Verbindungen zu dem umstrittenen Mediziner Carlo Santuccione abgesessen hat, Doping nachgewiesen, droht ihm auch die Aberkennung seines Giro-Sieges. In dem Fall würde der Luxemburger Andy Schleck aus Jens Voigts CSC-Team aufrücken. Di Luca, der mit seinem Pro-Continental-Team LPR bei der Lombardischen Woche startet, hat Doping bestritten.
Sein Anwalt Federico Cecconi stützt sich auf vier Gutachten von Wissenschaftlern. Di Lucas merkwürdiger Wert sei gemessen worden, weil er nach der «Königsetappe» auf den Monte Zoncolan sehr viel Flüssigkeit getrunken habe, erklärten seine Verteidiger, die zudem angebliche Unregelmäßigkeiten im Testverfahren brandmarkten.
Der Anwalt der Anklage, Fabio Filocamo, erklärte: «Di Luca muss nach dem obligatorischen Test unmittelbar nach der Etappe, der ohne Auffälligkeit war, vor unserer Überraschungs-Kontrolle um 21.00 Uhr am selben Abend eine Bluttransfusion erhalten haben. Es gibt keine andere Erklärung. Der Sieger des Giro d'Italia wies den Hormon-Status eines Kindes auf, da kann man nicht sagen: 'Ich habe Wasser getrunken'».
Der 32-jährige Di Luca, ProTour-Gesamtsieger 2007, hat für den Fall der Verurteilung schon vorgebaut und vor Prozess-Beginn weitere Schritte angekündigt. «Mir ist klar, dass das Risiko besteht, dass ich beim nächsten Giro nicht starten darf und danach werde ich dann vom CAS eventuell freigesprochen. In diesem Fall werde ich mich an die entsprechenden Stellen wenden», sagte di Luca der Sportzeitung «Gazzetta dello Sport» und sprach damit indirekt von Schadenersatzklagen.
Am 2. April entscheidet sich vor dem Internationalen Sportgerichtshof CAS in der Schweiz das sportliche Schicksal eines weiteren Topstars des italienischen Radsports: Sprinter Alessandro Petacchi (34) muss sich wegen Dopings verantworten und riskiert eine 12-monatige Sperre. Der Team-Kollege von Erik Zabel aus der deutschen ProTour-Mannschaft Milram hatte beim vergangenen Giro zu hohe Cortisonwerte aufgewiesen.
Ein Attest erlaubte ihm, das cortisonhaltige Mittel Salbutamol gegen eine Allergie einzusetzen - Petacchi überschritt das erlaubte Limit aber erheblich. Bei einem Schuldspruch will der in dieser Saison schon sechsmal erfolgreiche Profi sein Karriere-Ende erklären. Das sagte Petacchi vor zwei Wochen.