Düsseldorf (dpa) - Kürzer, leichter - aber nicht minder attraktiv. Die Organisatoren der Deutschland-Tour 2006 tragen dem dicht gedrängten internationalen Radsport-Kalender Rechnung.
Weil die 1402 Kilometer lange Rundfahrt von Düsseldorf (1. August) nach Karlsruhe (9. August) nur neun Tage nach dem Ende der Tour de France gestartet wird, wurde die Gesamtdistanz um 127 Kilometer verringert und das Profil im Vergleich zum Vorjahr entschärft. An der moderateren Streckenführung fand der Vorjahreszweite Jan Ullrich auf Anhieb Gefallen: «Das kommt mir entgegen. Es gibt eine gute Möglichkeit, auf Sieg zu fahren. Die Deutschland-Tour ist für mich nach der Tour de France das zweite Highlight des Jahres.»
Nicht nur der bei der Strecken-Präsentation in Düsseldorf zugeschaltete Star aus dem T-Mobile-Team begrüßte die Entscheidung, den spektakulären 14,7 Kilometer langen Schlussanstieg hinauf auf den 2670 hohen Rettenbachferner mit einer Steigung von bis zu 16,2 Prozent aus dem Plan zu streichen. Auch Hans-Michael Holczer lobte die Organisatoren für deren Einsicht. Obwohl die Rundfahrt damit um einen Höhepunkt ärmer ist, verliert sie nach Einschätzung des Manager vom Team Gerolsteiner kaum an Unterhaltungswert: «Das ist eine angemessene, aber nicht überzogene Strecke. Sie ist zwar leichter als im Vorjahr, aber es werden dennoch spannende Wettbewerbe stattfinden.»
Für mehr Attraktivität soll zum Beispiel der etwa 10 Kilometer lange Prolog in Düsseldorf sorgen. Erstmals in der Geschichte des 1999 wiederbelebten Etappenrennens findet zu Beginn ein Einzelzeitfahren statt. Über Bielefeld, Minden, Goslar, Witzenhausen, Schweinfurt, Heidenheim und Bad Tölz führt die Deutschland-Tour in die Tiroler Berge.
Von nun an schlägt den Favoriten die Stunde der Wahrheit: Auf der Königsetappe am 6. August nach Seefeld passiert das Fahrerfeld auf dem 2017 Meter Höhe gelegenen Kühtai das Dach der Tour. Auch am Folgetag geht es durch hochalpines Gelände zum Etappenziel in St. Anton. Bei dem 24 Stunden später folgenden Einzelzeitfahren über 40 Kilometer rund um Bad Säckingen, bei dem es erstmals auch über Schweizer Gebiet gehen soll, dürfte die Entscheidung über den Nachfolger von Vorjahressieger Levi Leipheimer (USA/Team Gerolsteiner) fallen. Auf der Schlussetappe von Bad Krozingen nach Karlsruhe sind Sprinterqualitäten gefragt.
Für Rudolf Scharping ist die Deutschland-Tour auf gutem Weg, ein echtes Highlight der 27 Rennen umfassenden Pro-Tour-Serie zu werden. Ungeachtet der alles überstrahlenden Fußball-WM im kommenden Jahr glaubt er an eine Fortsetzung der Erfolgsstory. «Ich bin sehr optimistisch, dass die Deutschland-Tour 2006 ein noch größerer Erfolg wird als im letzten Jahr», sagte der Präsident des Bundes Deutscher Radfahrer (BDR).
Ähnlicher Meinung sind offenbar die beteiligten Städte: Mindestens 65 000 Euro lassen sie es sich kosten, um als Start- oder Zielort in Erscheinung zu treten. Der Gesamtetat der Rundfahrt beträgt nach Angaben von Tour-Direktor Kai Rapp 4,5 Millionen Euro.