Frankfurt (rad-net) - Zum Fahrplanwechsel am 9. Dezember verschlechtert sich einmal mehr das Angebot für Reisende, die ihr eigenes Fahrrad im Fernzug transportieren wollen. Grund: Der Hochgeschwindigkeitszug ICE ersetzt auf vielen Strecken die bisherigen InterCity-Verbindungen, die über reservierbare Fahrrad-Stellplätze verfügen. Seit Mitte der 90er Jahre schwindet das Angebot der Fahrradmitnahme im DB-Fernverkehr deutlich, die Zahl der transportierten Räder sank von über 500.000 auf zuletzt rund 250.000 jährlich.
Mit dem kommenden Fahrplanwechsel sind zwar auf vereinzelten Strecken wie Karlsruhe – München oder Dresden – Stralsund einige neue IC-Verbindungen hinzugekommen. Insgesamt jedoch verschlechtert sich das Angebot für Reisende, die auf InterCity-Züge und deren reservierbare Fahrradstellplätze angewiesen sind: So verschwinden mit dem neuen Fahrplan etwa die letzten direkten IC-Verbindungen vom Ruhrgebiet und von Berlin in Richtung München. Auch wächst die Zahl der vom IC-Fernverkehr „abgehängten“ Städte: Jena, Hof, Ingolstadt, Görlitz und Chemnitz sind jetzt ebenso wenig per IC zu erreichen wie Cuxhaven, Aachen oder Siegen.
Die Ausdünnung des Zug-Angebots findet auch im Nachtverkehr statt. Unter der Dachmarke „CityNightLine“ (CNL) bleiben 2008 lediglich 19 der bisherigen 23 Nachtzug- und CNL-Linien erhalten. Künftig entfallen hier wichtige fahrradtaugliche Direktverbindungen wie Frankfurt/Main – Paris, Köln – Binz/Stralsund oder München – Mailand. So wird ab dem 9. Dezember der bisher verkehrende EuroCity (EC) nach Dänemark durch ein ICE-Zugpaar Berlin – Hamburg - Kopenhagen/Aarhus ersetzt, das ebenfalls keine Radmitnahme ermöglicht. Auch Richtung Österreich wird die letzte EC-Verbindung über Passau durch einen ICE ersetzt. Die Fahrtzeit von Dortmund nach Wien verlängert sich nun durch mehrmaliges Umsteigen von bisher knapp 12 Stunden auf 13 Stunden 44 Minuten.
Abgesehen von zusammengelegten Falträdern ist die Mitnahme von Fahrrädern im InterCityExpress bislang nicht gestattet – und das, obwohl die Deutsche Bahn AG bereits mehr als zwei Drittel ihrer Fernverkehrsleistung mit dem ICE bestreitet. Wolfgang Tiefensee (SPD) hatte im Sommer ein Pilotprojekt gefordert, über das sein Ministerium seitdem mit der Bahn verhandelt. Zudem zeigen gerade internationale Verbindungen, dass Hochgeschwindigkeitszüge auch fahrradfreundlich sein können: So plant die Betreibergesellschaft der zwischen Köln und Paris verkehrenden „Thalys“-Züge, während einer 2008 beginnenden Umbauphase Stellplätze für vier Fahrräder pro Zug einzurichten.
Positive Erfahrungen mit der Radmitnahme hat auch die französische Staatsbahn SNCF gesammelt, die seit Juni 2007 mit dem TGV die Strecke Paris – Stuttgart bedient. Hier können in jedem der Hochgeschwindigkeitszüge Stellplätze für vier Fahrräder reserviert werden. Ab Dezember fährt der TGV bis nach München. Allerdings ist eine Reservierung der TGV-Fahrradplätze über die Buchungs-Systeme der Deutschen Bahn – trotz gegenteiliger Versprechungen – auch weiterhin nicht möglich.