Santiago de Compostella (dpa) - Spanien meint es gut mit John Degenkolb. Seinen fünf Etappensiegen aus dem Jahr 2012 fügte er bei dieser Vuelta vier hinzu. «Er ist der mit Abstand beste Sprinter hier», lobte ihn Jens Zemke, sportlicher Leiter des Konkurrenz-Teams MTN Qubeka.
«Er ist in sehr guter Verfassung und geht zu Recht als Kapitän der deutschen Mannschaft ins WM-Rennen», sagte Zemke der Nachrichtenagentur dpa und räumt Degenkolb zum WM-Abschluss am 27. September beim Straßenrennen in Nordspanien gute Chancen ein. «Der Kurs in diesem Jahr ist etwas technischer, einen Tick weniger schwer. Und wenn John im letzten Jahr bis zur vorletzten Runde vorn dran war, dann könnte es jetzt bis zum Finale reichen.»
Wenn Degenkolb die Zielgerade in einer Spitzengruppe erreicht, ist sogar das Regenbogentrikot greifbar. Der Athlet selbst fasst - ganz diplomatisch - einen Platz unter den Top 10 als Ziel ins Auge. «Bei solch einem Rennen kommt es auf die Tagesform und die Umstände an. Ich will mich jetzt nicht sehr weit aus dem Fenster lehnen. Aber ich fühle mich gut und habe eine starke Mannschaft im Rücken», sagte er. Vor zwei Jahren in Valkenburg fuhr er auf den vierten WM-Rang - diesmal soll es noch besser laufen. Letzter deutscher Profi-Weltmeister war 1966 Rudi Altig.
Die Vuelta erlebte Degenkolb als sein Bestätigungsrennen, in dem er bis zum Schlusstag beste Aussichten hatte, zum ersten Mal das Grüne Trikot zu sichern. Nach einer schier unglaublichen Serie von zweiten Plätzen in den Monaten zuvor klappte es auf der Pyrenäenhalbinsel endlich wieder mit Siegen. «Das war schon eine Erleichterung, ja eine Erlösung», gab Degenkolb zu. Der 25-Jährige gewann bei der 69. Vuelta nicht nur Flachetappen, sondern war auch auf hügligem Gelände und in chaotischen Endspurts der Schnellste.
Wegen der realen Chance auf das Punktetrikot fuhr Degenkolb die Vuelta - im Gegensatz zu manchem WM-Konkurrent - bis zum Ende. Sein vielleicht härtester Konkurrent im Titelrennen, der Schweizer Fabian Cancellara, verließ die strapaziöse Rundfahrt, um sich besser auf die WM in Ponferrada vorbereiten zu können. Degenkolb indes liebt den Härtetest des Wettkampfs. «Ich bin einmal aus einer Rundfahrt ausgestiegen. Das hat mir nicht gut getan. Und es ist auch nicht gut, die Mannschaftskameraden, die viel für einen gearbeitet haben, im Stich zu lassen», meint er.
Nach der Vuelta geht es für Degenkolb zunächst nach Hause nach Frankfurt, bevor er am 21. September beim WM-Teamzeitfahren zum ersten Mal in Ponferrada am Start stehen wird.