Hamburg (dpa) - Der Vorsitzende des Sportausschusses des Deutschen Bundestages, Peter Danckert, hat dem Radsport-Weltverband UCI «Doppelzüngigkeit» im Umgang mit Doping-Kronzeugen vorgeworfen.
Er halte es «für denkbar», dass die Radprofis Jörg Jaksche und Patrik Sinkewitz keinen neuen Rennstall finden, weil die UCI ihre Wiedereinstellung hintertreibe, sagte Danckert der «Süddeutschen Zeitung». «Das entspricht ja dem Erscheinungsbild von UCI und anderen, die trotz gegenteiliger Erklärungen nicht wollen, dass Dopingsumpf und Vergangenheit aufgeklärt werden.»
Die geständigen Dopingsünder Sinkewitz und Jaksche sind beide dank der Kronzeugen-Regelung mit einer milden Strafe von einem Jahr Sperre davongekommen. Jaksche muss noch bis zum 2. Juli pausieren, Sinkewitz bis zum 17. Juli. Beide von ihren früheren Teams suspendierten Fahrer haben bisher allerdings noch keinen neuen Rennstall gefunden. «Wenn Aussagen dann aber so honoriert werden wie bei Jaksche und Sinkewitz, haben diejenigen, die den Kampf gegen Doping proklamieren, daran kein wirkliches Interesse. Eine Kronzeugen-Regelung macht nur Sinn, wenn die Vergünstigungen wirken», sagte Danckert.
Er verstehe auch nicht, dass die UCI Einspruch gegen das vom österreichischen Verband festgelegte Strafmaß im Fall Jaksche einlegte. «Wenn ein Weltverband gegen eine moderate Entscheidung Rechtsmittel einlegt, zeigt das, dass er die Aufklärung verhindern will. Nichts anderes», kritisierte Danckert. Der SPD-Politiker mutmaßte, dass die UCI mit diesem Verhalten andere Fahrer davon abschrecken wolle, dem Beispiel der beiden Kronzeugen zu folgen: «Wenn viele Radprofis Angaben machen würden, dürfte deutlich werden, wie weit das Dopinggeflecht reicht. Vermutlich bis auf die Ebene von Funktionären», meinte Danckert.