Hamburg (dpa) - Dänische Forscher haben die
Zuverlässigkeit des aktuellen Testverfahrens für das Blutdopingmittel
Erythropoietin (EPO) angezweifelt. Wie das Fachmagazin «Journal of
Applied Physiology» am Donnerstag (Ortszeit) in seiner Online-Ausgabe
berichtete, hat eine Studie mit acht Probanden im Sommer 2007 zum
Teil widersprüchliche Resultate ergeben. Die Analysen wurden in zwei
von der Welt-Antidoping-Agentur WADA akkreditierten Labors
vorgenommen und dann von Forschern am Kopenhagener Zentrum für
Muskelforschung ausgewertet.
«Ich habe noch nie eine so drastische Situation gesehen, wie sie
in diesem Artikel beschrieben wird», sagte WADA-Forschungsdirektor
Olivier Rabin der US-Zeitung «International Herald Tribune». Und Don
Catlin, Chef der unabhängigen Vereinigung Anti-Doping-Research in Los
Angeles, betonte: «Dieses Dokument öffnet uns ganz sicher die Augen.
Es ist ziemlich bemerkenswert.»
Bei dem Versuch wurde acht dänischen Studenten über einen Zeitraum
von vier Wochen EPO injiziert; mit dem Mittel soll die Produktion der
roten Blutkörperchen angeregt und damit die Sauerstoff-
Transportfähigkeit des Bluts künstlich erhöht werden. Im ersten Labor
wurden einige Urinproben als positiv, andere nur als «verdächtig»
eingestuft; im zweiten Labor gab es der Studie zufolge überhaupt
keinen positiven Befund, obwohl die Versuchspersonen regelmäßig EPO-
Injektionen erhalten hatten.
«Die Studie ist zweifellos seriös. Aber sie bringt nichts Neues.
Wir haben das schon vor zwei Jahren publiziert und eine Verbesserung
der Analysemethoden gefordert», sagte Dopingexperte Werner Franke am
Freitag der Deutschen Presse-Agentur dpa. Der Heidelberger
Molekularbiologe hatte schon im Mai 2006 gemeinsam mit seinem
Kollegen Hans Heid vor «Fallgruben, Fehlern und Risiken von falsch-
positiven Ergebnissen bei EPO-Dopingtests» gewarnt.
«Der EPO-Test ist seit 2003 mehrfach verbessert worden», ergänzte
Franke, «und der letzte Stand ist bei dieser dänischen Studie noch
nicht berücksichtigt.» Auf frühere Kritikpunkte hätten die WADA und
ihre Labors reagiert und die Analyseverfahren «deutlich verbessert».
Allerdings gilt der EPO-Urintest als sehr kompliziert, weil winzige
chemische Differenzen zwischen körpereigenem und künstlich
zugeführtem Erythropoietin absolut sicher nachgewiesen werden müssen.