Mainz (dpa) - Der Rennkalender hat die deutschen Radprofis in diesem Sommer vor eine knifflige Frage gestellt: Vuelta oder Deutschland-Tour? Erstmals seit Wiedereinführung der D-Tour 1999 finden beide Rundfahrten zeitgleich statt - zum Bedauern von Fans, Teams und TV-Sendern.
Denn Fahrer wie Altmeister Erik Zabel und der WM-Dritte Stefan Schumacher garantieren trotz ihrer nicht ganz makellosen Vergangenheit noch immer Aufmerksamkeit. Und die könnte das einzige deutsche ProTour-Etappenrennen angesichts von TV-Quoten, die nach ARD-Angaben bislang mit durchschnittlich sieben Prozent «unter den Erwartungen» gelegen haben, durchaus gebrauchen.
«Dass die Vuelta parallel läuft, ist etwas unglücklich», sagte ARD-Sprecher Rolf-Dieter Ganz auf Anfrage. Das Fernduell, das Fahrern und Teams die Saisonplanung erschwerte, ist den Olympischen Spielen geschuldet, die D-Tour wurde nach hinten verschoben. «Mir wäre es lieber, die Deutschland-Tour wäre auf ihrem angestammten Platz geblieben», sagte Titelverteidiger Jens Voigt, der seine «suboptimale Vorbereitung» auch auf den späten Termin zurückführte.
Während sich Voigt und Linus Gerdemann, der die 4. Etappe nach Mainz im Gelben Trikot des Spitzenreiters in Angriff nahm, in ihrer Heimat den Zuschauern präsentieren, zog es Zabel, Schumacher und den zweimaligen Tour-de-France-Zweiten Andreas Klöden unter die spanische Sonne. Ohne die Verschiebung wäre Zabel, dreizehnfacher Etappensieger bei der D-Tour, «eindeutig» bei seinem Heimrennen gestartet, beteuerte Milram-Teamchef Gerry van Gerwen.
Die hiesigen Fans werden wohl auch in den kommenden Jahren auf einen Teil der Weltelite verzichten müssen. Terminüberschneidungen würden sich auch künftig nicht vermeiden lassen, sagte der scheidende Gerolsteiner-Teammanager Hans-Michael Holczer, der den Weltverband UCI und die Organisatoren der drei großen Rundfahrten, die lange im Dauerclinch lagen, in die Pflicht nahm: «Man muss sich darüber unterhalten, wie der Kalender künftig aussieht und wie die Teilnahmebedingungen sind.»