Rom (dpa) - Die Doping-Affäre Fuentes ist strafrechtlich so gut wie zu den Akten gelegt. Langfristige Auswirkungen auf den Radsport hat die Aktion der spanischen Polizei dennoch.
Einige ProTour-Rennställe trennten sich von ihren unter Dopingverdacht stehenden Kapitänen wie Ivan Basso, Jan Ullrich und Francisco Mancebo. Sportlich führende Teams wie CSC und T-Mobile haben sich zu Antidoping-Avantgardisten aufgeschwungen. Das dänische Team CSC testet hausintern die Fahrer auf verbotene Substanzen und legt physiologische Profile an, die auch ohne einen positiven Test Hinweise auf Doping geben können. T-Mobile setzt auf innovative Kontrolle und Prävention.
«Mit der Blutvolumenmessung der Universität Bayreuth können wir Veränderungen im Blut feststellen, die auf EPO-Doping und Bluttransfusionen hinweisen. Parallel dazu offerieren wir den Athleten Alternativen zur Leistungssteigerung. Wir haben im Rahmen unserer Möglichkeiten ein 'Modell Klinsmann' eingerichtet: mit einem Athletiktrainer, einem Sportpsychologen und einer Ernährungsberaterin», erklärte T-Mobile-Teamarzt Lothar Heinrich.
Auch der Zweitliga-Rennstall Slipstream Sports steigt mit Steroid-, Blut- und Wachstumshormon-Profile auf Grund von 50 Kontrollen pro Fahrer und Jahr in den Antidoping-Kampf ein. Selbst der oftmals umstrittene Weltverband UCI stellte jüngst ein eigenes Antidoping-Projekt vor. Es sieht 1000 zusätzliche Trainingskontrollen vor. «Wir konzentrieren uns dabei auf jene Fahrer, die in ihren Ländern wenig oder gar nicht getestet werden», erklärte die Antidoping-Referentin Anne Gripper.
«Alle CSC-Siege dieser Saison sind 100 Prozent Doping-frei. Das kann ich nach Auswertung der bisherigen Blut- und Urintests sagen», verkündete Rasmus Damsgaard. Der dänische Antidoping-Profi - er war Vorsitzender der nationalen Antidoping-Behörde und sitzt derzeit im Dopingkontroll-Gremium des Skiweltverbandes FIS - hat das Programm bei CSC entwickelt.
Insgesamt 800 Blut- und Urinproben sollen den CSC-Profis in der laufenden Saison abgenommen werden. «309 haben wir gegenwärtig bereits gemacht. Von 90 Prozent der Fahrer haben wir jeweils fünf Blutuntersuchungen. Die Daten reichen aus, um wissenschaftlich begründet Doping ausschließen zu können», sagte Damsgaard. Das wird CSC-Profi Jens Voigt, der in diesem Jahr als bisher einziger deutscher Profi einen Sieg verbuchte, gerne hören.
Damsgaard lässt Blut- und Urinproben über die schwedische Antidoping-Agentur IDTM nehmen. Die Urinproben werden von WADA-akkreditierten Labors auf die bekannten verbotenen Substanzen untersucht. Die Ergebnisse landen direkt bei WADA und UCI und werden erst dann dem Team übermittelt. Die bislang in vielen Sportarten übliche Praxis, eigene Kontrollen vorzunehmen, um eine offizielle positive Probe zu vermeiden, ist damit ausgehebelt.
Die Blutwerte gehen Damsgaard direkt zu. Große Schwankungen bei Hämatokrit, Hämoglobin und Retikulozyten lassen auf Epo-Doping oder Bluttransfusionen schließen. «Bislang lagen die Schwankungen im normalen Bereich. Einige Fahrer wiesen zudem überhaupt keine Schwankungen auf. Das hat mich ziemlich erstaunt, denn wir haben die Proben sowohl in der Ruhephase als auch in Trainings- und Wettkampfzeiten genommen», gesteht Damsgaard.
«Theoretisch ist es möglich, die Werte so zu kontrollieren. Doch dazu braucht es ein gut ausgestattetes Labor. In der Praxis des Radsports ist das unmöglich. Ich glaube eher, dass die Fahrer durch effektives Training, bewusste Ernährung und genetische Veranlagung ihre Körper soweit optimiert haben, dass die bisherigen Anstrengungen nicht durch physiologische Veränderungen kompensiert werden mussten.» Für Damsgaard ist «der Antidopingkampf vor allem ein Kampf um die Gesundheit der Sportler. Man muss die Elite sauber bekommen, damit der Nachwuchs keinen Doping-Anreiz hat.»