Nizza (dpa) - Von seinem «Einbruch» hat sich der Topfavorit nicht wirklich erholt. Alberto Contador musste seinem Landsmann Luis-Leon Sanchez in der Endabrechnung der 67. Ausgabe von Paris-Nizza den Vortritt lassen und in der Endabrechnung mit Platz vier zufrieden sein.
Sanchez, 2006 wie Contador im Verdacht, zu den Kunden des Doping-Arztes Eufemiano Fuentes gehört zu haben, ließ sich sein Gelbes Trikot auch im schwierigen Finale auf dem 119 Kilometer- Kurs Rund um Nizza nicht mehr abnehmen.
Der 25-jährige Spanier, der die vorletzte Etappe für sich entschieden und Contador dabei einen Rückstand von 2:54 Minuten aufgebrummt hatte, gewann die Gesamtwertung mit einem Polster von rund einer Minute vor dem Luxemburger Frank Schleck. Die letzte Etappe sicherte sich Alberto Colom (Spanien) vor Contador, der mit wilden Attacken am Schlusstag noch versucht hatte, das Blatt zu wenden. In der Endabrechnung kam er über Rang vier nicht hinaus.
Nach der Königsetappe am 13. März hatte Contador, der 2007 und 2008 hintereinander die Tour de France, den Giro d'Italia und die Vuelta gewonnen hat, wie der sichere Sieger ausgesehen. Nach der 7. Etappe aber war der bis dahin auftrumpfende Spanier - er gewann das Auftaktzeitfahren und die Bergankunft in La Montagne de Lure - der große Verlierer. Ein «Hungerast» beim letzten kleineren Anstieg zum Ziel in Fayence brachte den 26-Jährigen fast zum Stehen und warf Contador in der Gesamtwertung aussichtslos Platz vier zurück.
16 Kilometer vor dem Ziel hatte Sanchez attackiert und den Grundstein zu seinem Gesamtsieg gelegt. «Von Anfang an war es ein sehr schnelles Rennen und deshalb vergaß ich, genügend zu essen und zu trinken. Deshalb hatte ich auf den letzten zehn Kilometern keine Kraft mehr. Ich war total leer», sagte Contador, der sich im Kampf um die Kapitänsrolle im Astana-Team in einer Art Fernduell mit Lance Armstrong befindet, der bei Mailand-San Remo zu seinem ersten Europa-Start 2009 antritt.
«Ich habe mich zweimal getestet, im Zeitfahren und in den Bergen, beide Male sehr positiv. Meine Vorbereitung auf die Tour de France kann weitergehen. Man kann nicht immer gewinnen», stellte Contador lakonisch fest. Seit der Murcia-Rundfahrt im Februar 2008 hatte er kein Mehr-Etappen-Rennen mehr verloren, zuletzt gewann er die Algarve-Rundfahrt als letzte Empfehlung für Paris-Nizza. «Contador ist menschlicher geworden», urteilte sein möglicher Tour-Konkurrent Linus Gerdemann, der parallel Tirreno-Adriatico bestreitet.