Winterberg (dpa) - Columbia hat, was Milram will. Der mit sieben deutschen Fahrern angetretene US-Rennstall von Sportdirektor Rolf Aldag dominierte die erste Hälfte der Deutschland-Tour und hat in Linus Gerdemann den strahlenden Hoffnungsträger.
Zudem ließ die Sprint-Doppelspitze mit André Greipel und Gerald Ciolek in Mainz und Winterberg der Konkurrenz keine Chance - und hat noch lange nicht genug. «Wir haben hier einfach das stärkste Team», sagte Greipel nach seinem zwölften Saisonerfolg. 24 Stunden später düpierte sein «Anfahrer» Ciolek alle Kletterspezialisten und fuhr an der Winterberger Bobbahn den dritten Columbia-Sieg ein. Der schwedische Radprofi Thomas Lövkvist komplettierte als Gesamtzweiter hinter Gerdemann und Führender der Punktwertung das exzellente Ergebnis.
Schon der Tour de France hatte das Columbia-Team in der ersten Woche seinen Stempel aufgedrückt. Der Luxemburger Kim Kirchen hatte im Gelben Trikot das Feld angeführt, der britische Supersprinter Mark Cavendish den ersten seiner vier Etappensiege eingefahren. Nun setzt der T-Mobile-Nachfolger im einstigen Heimatland die Erfolgsgeschichte fort. «Die Deutschland-Tour läuft riesig», zog Aldag ein zufriedenes Zwischenfazit.
Die starken Vorstellungen bei der Deutschland-Tour verfolgt Aldag wohl auch mit etwas Wehmut. Die Aufmerksamkeit, die Gerdemann und Ciolek derzeit zu Teil wird, dürfte deren Abwanderungsbestrebungen in Richtung Milram verstärken. Zumindest Gerdemann schien in den vergangenen Monaten darunter zu leiden, nach seinem Tour-Tag in Gelb 2007 nicht mehr als Hoffnungsträger im Fokus der deutschen Öffentlichkeit zu stehen. «Wir versuchen alles, sie zu halten. Es ist relativ offen», meinte Aldag. Zugleich gab er zu, dass er das intensive Werben von Milram, das ein Team mit deutscher Ausrichtung aufbaut, um Gerdemann und Ciolek verstehen könne: «Grundsätzlich sollten alle Mannschaften dieser Welt Interesse an den beiden haben.»
Zumindest mit Greipel kann Aldag laut Milram-Teamchef Gerry van Gerwen, der den 26-Jährigen ebenfalls gerne geholt hätte, langfristig planen. «Er hat gesagt, ich bleibe bei Columbia», berichtete der Niederländer von einem Gespräch mit Greipel.
Während die Dortmunder Milram-Equipe frühestens im kommenden Jahr in die Führungsrolle beim Heimrennen schlüpfen kann, peilt Columbia in den nächsten Tagen weitere Siege an. «Columbia ist extrem stark. Die können sich ja aussuchen, ob sie für Greipel oder Ciolek fahren», meinte Gerolsteiner-Sprinter Robert Förster vor den beiden zu erwartenden Sprint-Ankünften am Donnerstag und Freitag. Einen Tag später soll Gerdemann beim Zeitfahren in Bremen den Columbia-Triumph perfekt machen. Aldag: «Priorität hat das Gelbe Trikot.»