Falcade (dpa) - Klarer Kopf und schnelle Beine: Mit diesem Erfolgsrezept lieferte Stefan Schumacher sein zweites Meisterstück bei diesem Giro d'Italia ab.
Nach der überraschenden «Erstürmung» der Zitadelle von Namur zum Giro-Auftakt überquerte der 24-jährige Saisonaufsteiger vom Team Gerolsteiner auch in Gemona del Friuli als erster die Ziellinie. Diesmal durfte sich das schwäbische «Cleverle», das bei Harald Schmidt auch einem großen Fernseh-Publikum vorgeführt werden wird, zwar nicht das Rosa Trikot übersteifen wie in Namur. Aber die Freude war trotzdem überbordend: «Heute lief alles optimal, ich fühle mich großartig», jubelte er im Ziel. Zwei Etappensiege in einem Giro - das gelang als letztem deutschen Profi 2001 Danilo Hondo.
Schumacher verwies den Lokalmatadoren Marzio Bruseghin nach einem taktischen Meisterstück und Kraftakt auf den zweiten Platz. Ob er gewusst habe, dass Bruseghin in seiner langen Karriere noch nie einen Etappensieg errungen habe, wurde der Nürtinger im Ziel gefragt. «Darauf habe ich nicht geachtet. Ich habe bislang selbst wenig Siege auf meinem Konto. Ich kann keine Gelegenheit auslassen», erwiderte Schumacher, dem eine Blockade im Rücken als Folge eines Sturzes die vergangenen Tage zusätzlich erschwert hatte.
Wieder fit hatte sich Schumacher bereits vor dem Start in Sillian/Österreich viel vorgenommen. «Das Profil ist wie gemacht für mich», erklärte er. Den Antritt des Venezianers Bruseghin hatte er nach 50 Kilometern verpasst. Doch wenig später setzte er allein nach und schloss zu der Gruppe auf, die bis ins Ziel einen Vorsprung von 2:43 Minuten rettete. Schon vier Tage zuvor war Schumacher als nominell schnellster Mann einer Ausreißergruppe unterwegs gewesen. Im Finish in Domodossola fehlten ihm jedoch die Kräfte, dem Duo Luis Laverde und Francisco Perez Sanchez zu folgen.
Schumacher liegt leicht welliges Gelände. Das vor drei Jahren von Team Telekom entlassene Talent hat das Training für diese Saison auf die schweren Klassiker ausgerichtet. «In den Ardennen und bei Paris-Nizza habe ich dann gemerkt, dass ich auch bei Rundfahrten im Gesamtklassement mitmischen kann», berichtete er nach seinem Sieg in Gemona. «In den nächsten Jahren werde ich mich gezielt auf die Rundfahrten vorbereiten und auch die steilen Berge trainieren», kündigte «Schumi II.» an.
Für die Tour de France steht er nach Auskunft von Teamchef Christian Henn zwar im erweiterten 15-köpfigen Kader. Aber Schumacher soll vorsichtig weiter geführt werden, der Giro ist seine erste große Rundfahrt. «Wir wollen den Ball flach halten. Teamchef Hans Holczer spricht mit Stefan nach dem Giro über die Tour. Aber sinnvoller für ihn wäre nach dieser Anstrengung jetzt sicher, sich auf die Deutschland Tour im August vorzubereiten», meinte Teamsprecher Mathias Wieland.
Nach dem Giro wird Schumacher erst einmal die Beine hoch legen und dann den Schwarzwald-Cup, die Sker Elektrotoer - bei der er Titelverteidiger ist - und die deutschen Meisterschaften in Klingenthal bestreiten. Da könnte der Aufsteiger der Gerolsteiner seinen Ex-Kollegen vom Magenta-Rennstall eine harte Nuss zu knacken geben.