Salzburg (dpa) - Gerald Ciolek feierte ganz eigene Salzburger Festspiele: 13 Jahre nach Jan Ullrich holte sich der Kölner Energie- Elektroniker nach 176,8 Kilometern das Regenbogentrikot des Weltmeisters beim U23-Nachwuchs.
Genauso cool, wie sich der 20- jährige Blondschopf den Titel als Schnellster einer sechsköpfigen Spitzengruppe sicherte, bewegte er sich im Anschluss vor der Journalisten-Schar. Ihnen stand er fundiert Rede und Antwort und sprach auch von der «besonderen Verantwortung der jungen Generation im Anti-Doping-Kampf, damit die Leute sich nicht abwenden».
Der künftige T-Mobile-Fahrer gewann überlegen vor dem Franzosen Romain Feillu und dem Russen Alexander Chatunzew. Der inzwischen wegen Doping-Verdachts entlassene Ullrich war fast im gleichen Alter 1993 in Oslo Amateur-Weltmeister geworden. Bundestrainer Peter Weibel hofft, dass dem jungen Titelträger im Bonner Team, dem die Stars abhanden gekommen sind, jetzt Zeit gelassen wird. «Er darf die nächsten ein, zwei Jahre auf keinen Fall schon die Tour de France fahren», sagte Weibel, der schon Ullrich zum Titel dirigiert hatte.
«Obwohl ich in meiner ersten ProTour-Saison schon einige Erfolge feiern konnte, ist eine Weltmeisterschaft natürlich etwas ganz besonderes», jubelte Ciolek, der vom Grünen Trikot bei der Tour de France und von großen Siegen bei Paris-Roubaix oder der Flandern- Rundfahrt träumt. Der Rheinländer macht aber deutlich: «Das sind Träume für die spätere Zukunft, keine konkreten Pläne.»
Der noch im Zweitliga-Team Wiesenhof-Akud fahrende Ciolek hatte sogar noch an der Spitze der Sechsergruppe attackiert, weil er trotz bekannter Spurt-Qualitäten einen Massensprint verhindern wollte: «Der birgt viel zu viele Risiken», erkannte der «Kölsche Jung». Vergleiche mit Erik Zabel, der ihn bereits im August zu seinem Nachfolger ausgerufen hatte, sieht Ciolek zwiespältig: «Dieser Vergleich kann zur Last werden, obwohl es natürlich eine große Ehre ist. Wenn ich irgendwann in die Nähe seiner Erfolge kommen kann, wäre das schön.»
Alles lief nach Weibels Plan. Auf der letzten von zwei Steigungen, die pro Runde zu bewältigen waren, setzten sich die sechs Fahrer vom Feld der 177 Starter ab. Auf der 6,3 Kilometer langen Abfahrt Richtung Ziel am Mirabellplatz hatte zuerst der Russe einen kleinen Vorsprung, bevor das Sextett wieder zusammen fand. Im Schlussspurt kannte der bereits in ProTour-Rennen erfolgreiche Ciolek dann kein Pardon.
Ciolek, der Zabel zuletzt bei der Deutschland-Tour zum zweiten Mal nach der deutschen Meisterschaft 2005 geschlagen hatte, kämpfte bei der Siegerehrung mit den Tränen: «Da hatte ich Gänsehaut.» Seine Zukunft scheint nicht nur durch die Unterschrift unter seinen neuen Vertrag gesichert. «Es heißt ja immer, bei der ProTour fängst du als U23-Fahrer immer bei Null an. Aber zuletzt hat es jeder Nachwuchs- Weltmeister hat auch bei der Elite geschafft.»
Die deutschen Frauen hatten nach Judith Arndt 2004 und Regina Schleicher 2005 auf den WM-Hattrick gehofft. Deshalb wirkte Trixi Worrack nach 132,9 Kilometern zunächst mit Silber hinter Weltmeisterin Marianne Vos (Niederlande) nicht recht glücklich. Doch die 24-Jährige besann sich schnell. «Die Tränen nach dem Rennen habe ich vergossen, weil ich total kaputt war. Drei Jahre haben wir bewiesen, dass wir Weltspitze sind - Ich bin mit dem zweiten Platz natürlich sehr zufrieden», sagte die Cottbuserin mit einigem Abstand.