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Denis Mentschow wurde 2010 Tour-Dritter. Foto: Nicolas Bouvy
13.07.2014 12:16
Causa Mentschow stört Tour-Ruhe - Doping unerwünscht

Mulhouse (dpa) - Die fast schon trügerische Ruhe bei der 101. Tour de France in Sachen Doping sollte nun wirklich nicht gestört werden. Also dauerte es auch, ehe der pikante Fall Denis Mentschow doch die Runde machte.

Tief versteckt auf einer schwer zu findenden und vor einigen Tagen aktualisierten Seite auf der Homepage des Radsport-Weltverbandes UCI wurde der Name Mentschow zwischen nicht einmal Insidern bekannten Betrügern aus Uruguay und Costa Rica gelistet. Auf eine Mitteilung hatte der sonst so kommunikationsfreudige Verband verzichtet.

Gar so nebensächlich ist die Causa Mentschow aber nicht, auch wenn der russische Fahrer im vorigen Jahr schon abgetreten ist und seine Enttarnung so überraschend kommt wie ein Kreisverkehr im Straßennetz Frankreichs. Denn die Ergebnislisten der Tour müssen in den Jahren 2009, 2010 und 2012 umgeschrieben werden - wieder einmal.

Mentschow, dem unregelmäßige Blutwerte im Biologischen Pass zum Verhängnis wurden, war vor vier Jahren auf das Podium bei der Frankreich-Rundfahrt gefahren. Auf den Siegerfotos ist er noch als Drittplatzierter zu sehen, nach der Disqualifikation von Alberto Contador wegen Clenbuterol-Dopings durfte sich der Rundfahrtspezialist sogar über Platz zwei hinter Andy Schleck freuen. Diese Ehre wird nun dem Spanier Samuel Sanchez zuteil.

Dass Mentschow ein Mann mit zweifelhaftem Ruhm ist, war aber schon lange bekannt. Im Humanplasma-Skandal tauchte sein Name auf. Auch der geständige Dopingsünder Michael Rasmussen hatte bestätigt, dass sein damaliger Rabobank-Teamkollege zwecks Bluttransfusionen Fahrten nach Wien unternommen hatte. Von der österreichischen Polizei wurde er diesbezüglich auch vernommen. In der italienischen Sporttageszeitung «Gazzetta dello Sport» war vor einigen Jahren schon zu lesen gewesen, dass Mentschow Kontakte zum Dopingarzt Michele Ferrari pflegte.

Warum Mentschow der Gesamtsieg des Giro d'Italia 2009 nicht aberkannt wurde, bleibt indes genauso ein Geheimnis der UCI wie die nebulöse Kommunikationspolitik in diesem Fall. Mentschow wird es egal sein, im vergangenen Frühjahr war er zurückgetreten - offiziell wegen Knieproblemen. Der wahre Grund ist nun bekannt. Und neben ihm wurden weitere Radprofis wie Leonardo Bertagnoli (Italien), Carlos Barredo (Spanien) und Leif Hoste (Belgien) aufgrund des Blutpasses aus dem Verkehr gezogen.

Der Fall Mentschow zeigt jedenfalls, dass der im Januar 2008 eingeführte Biologische Pass seinen Sinn hat und das Problem nach all den Skandaljahren längst noch nicht behoben ist - auch wenn der Tour-Veranstalter ASO das Doping-Thema gerne außen vor hält. Skandale sind unerwünscht, schon im letzten Jahr gab es keinen aktuellen Fall. Womöglich Zufall, vielleicht aber auch Ergebnis der gemeinsamen Anti-Doping-Politik der Organisationen.

Hatten sich früher UCI und die französische Anti-Doping-Agentur AFLD gegenseitig beharkt, arbeitet nun die neu gegründete Anti-Doping-Einheit des Weltverbandes (CADF) mit den nationalen Institutionen eng zusammen. Im Vorfeld der Tour wurde die Branche mit einigen semi-prominenten Fällen wie Roman Kreuziger (Tschechien), Diego Ulissi (Italien) und Daryl Impey (Südafrika) bereinigt. Das ersparte unangenehme Schlagzeilen während des weltweit wichtigsten Radsport-Events. Und sogar die üblichen Störfeuer, für die der Dopingfall Armstrong in den letzten Jahren oft gesorgt hatte, sind diesmal ausgeblieben.

Anti-Doping-Experten wie Mario Thevis oder Fritz Sörgel sehen das Gerede vom Wandel im Radsport ohnehin skeptisch. Die PR-Maschinerie laufe heute halt besser. Manchmal wird auch gar nicht oder auf Umwegen kommuniziert.

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