Bern (dpa) - Durch einen Erfolg im abschließenden Zeitfahren in Bern hat sich Fabian Cancellara den Gesamtsieg bei der 73. Tour de Suisse gesichert. Sensationell Zweiter wurde Tony Martin. Der 24-Jährige Martin hat in seinem zweiten Profijahr eine fast wundersame Wandlung vom Zeitfahr-Spezialisten zum viel beachteten und gefürchteten Allrounder gemacht.
Der Schweizer Zeitfahr-Olympiasieger Cancellara absolvierte die 38,5 Kilometer lange Strecke in seiner Heimatstadt als schnellster in 46:01 Minuten und verwies in der Endabrechnung Martin mit 2:02 Minuten Rückstand auf den zweiten Platz. Auch im Tagesklassement belegte Martin hinter Cancellara (+1:24) den zweiten Platz.
Damit sorgten zwei deutsche Radprofis bei der Tour-de-France-Generalprobe in der Schweiz für Furore. Neben der großen Überraschung Martin zog der des Dopings verdächtigte Wahlschweizer Andreas Klöden routiniert seine Runden und präsentierte sich als Gesamt-Vierter in starker Form für die am 4. Juli in Monaco beginnende Frankreich- Rundfahrt. Er fährt dort bei Astana an der Seite der Favoriten Lance Armstrongs und Alberto Contadors.
Tony Martin aus der Columbia-Highroad-Mannschaft, die sechs von neun Etappen gewann, mauserte sich zum Favoritenschreck - nicht nur im Kampf gegen die Uhr. Der Thüringer, der weiter an Körpergewicht eingebüßt hat, gewann die schwerste Etappe nach Crans Montana vor dem Italiener Damiano Cunego, holte das Berg-Trikot und unterstrich damit seine bevorstehende Tour-Nominierung.
Eine erstaunliche Entwicklung in den vergangenen Wochen hat auch der 29-Jährige Cancellara hinter sich. Er blickte vor dem Giro d'Italia auf einen höchst durchwachsenen Saison-Beginn und musste die Italien-Rundfahrt vorzeitig beenden. Bei seiner Heimat-Tour erschien der Profi aus dem Saxo-Bank-Team von Bjarne Riis wie ein Phoenix aus der Asche. Cancellara war im Zeitfahren unwiderstehlich und ging mit den Besten auch an den steilen Rampen der Alpen mit. Diese Konstanz bescherte ihm zum ersten Mal das Gelbe Trikot in der Schweiz sieben Jahre nach dem letzten Einheimischen-Erfolg durch Alex Zülle.
Enttäuschend verlief dagegen der Auftritt des Milram-Kapitäns Linus Gerdemann. Den letzten Schliff für die Tour will sich der 26-Jährige in einem nachträglich anberaumten Alpen-Intensiv-Training holen.