Bremen (dpa) - Erik Zabel kam, sah, fuhr und verpasste den Sieg beim 42. Bremer Sechstagerennen denkbar knapp. Dem Sprintstar vom Team Milram und seinem Partner Marco Villa (Italien) fehlten nur drei Punkte auf die rundengleichen Sieger Danny Stam/Robert Slippens (Niederlande).
Im Schlussspurt musste sich der sechsfache Gewinner des Grünen Trikots bei der Tour de France dem Bahnspezialisten Slippens in einem Herzschlagfinale geschlagen geben. Dafür gewann Zabel bei seinem Debüt in der der Hansestadt die Herzen der Bremer Radsportfans im Sturm.
«Vielen Dank. Ich komme gerne wieder», bedankte sich Zabel bei den Zuschauern im AWD-Dome für die Unterstützung. Die Fans feierten den neuen Publikumsliebling fast euphorischer als die Sieger. Das wollte der Mann aus Unna aber so nicht gelten lassen. «Der Sieg von Danny und Rob geht voll in Ordnung», gratulierte Zabel als fairer Verlierer dem niederländischen Duo, das zum zweiten Mal nach 2003 in Bremen gewann. Veranstalter Frank Minder möchte Zabel liebend gerne für 2007 verpflichten: «Für mich ist 'Ete' der beste deutsche Radfahrer der vergangenen zwanzig Jahre, ein Supertyp dazu.»
Deutschlands Sportler des Jahres 2001 hatte zwar zu Beginn des Rennens seine Probleme mit der engen und steilen Bahn («In den Kurven bin ich ganz schön geschwommen.»), fand sich jedoch von Tag zu Tag besser zurecht. Angetan hatte es Zabel auch die einzigartige Mischung aus Sport und Show. «Ich hatte schon viel gehört von Bremen, aber das übertrifft echt meine Erwartungen», schilderte er seine Eindrücke über das von insgesamt rund 126 000 Zuschauern besuchte Spektakel.
Jahrelang hatte Minder vergeblich versucht, den 35-Jährigen für Bremen zu verpflichten. Stets hatte die sportliche Leitung von Zabels ehemaligem Team T-Mobile ihr Veto eingelegt. Sie bestand darauf, dass sich Zabel im Trainingslager auf die Straßensaison vorbereitet. Sein neuer Arbeitgeber gestattete ihm zwar den Start in Bremen, doch der Teilnahme am Rennen in seiner Heimatstadt Berlin schob auch Milram einen Riegel vor. Ende Januar schickt die Sportliche Leitung Zabel in die Wüste. Dann muss er für seinen neuen Rennstall die Katar-Rundfahrt fahren.
Der Radprofi selbst geht davon aus, dass er auch im kommenden Jahr am Bremer Sechstagerennen teilnehmen darf. Doch Zabel weiß genau, dass er es selbst mit in der Hand hat. «Wenn ich trotz der Teilnahme an den Sixdays auf der Straße gute Ergebnisse einfahre, hat die Teamleitung nicht mehr so wirklich gute Argumente», sagte Zabel. Er gab zudem zu, dass ihm neben dem sportlichen Aspekt auch die finanzielle Seite reizt. Die Gage des Ausnahmeathleten, für den Minder in dem Musical-Produzenten «Stage» einen Sponsor gefunden hatte, wird auf rund 50 000 Euro geschätzt.