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Tom Boonen (r) umarmt 2005 seinen damaligen Teamkollegen Patrik Sinkewitz.
30.06.2009 15:45
Boonen stemmt sich gegen Tour-Aus

Nanterre (dpa) - Tom Boonen lässt nichts unversucht, doch noch zum Tour-Start am Samstag in Monte Carlo zugelassen zu werden. Nachdem ein Gericht in Nanterre sich für nicht zuständig erklärt hatte, riefen der belgische Radprofi und sein Team Quick Step das französische Sportgericht an.

Nachdem Boonen, der 2007 das Grüne Trikot holte, regelmäßiger Kokain-Konsum nachgewiesen worden war, verwehrten ihm die Tour-Organisation ASO die Startberechtigung. Die wollte der Ex-Weltmeister vor einem ordentlichen Gericht einklagen - ohne Erfolg. Auch seinem letzten Vorstoß vor der Sport- Instanz werden vier Tage vor dem Tourstart nur geringe Erfolgsaussichten eingeräumt. Im ZDF belastete Ex-Profi Patrik Sinkewitz Quick-Step-Teamchef Patrik Lefévère schwer und unterstellte ihm und seinen ehemaligen Teamärzten in der belgischen Mannschaft systematisches Doping.

Der Tour-Veranstalter ASO hatte Boonen wie im Vorjahr die Teilnahme verweigert, weil er innerhalb eines Jahres dreimal des Kokain-Konsums überführt worden war und damit das «Image der Tour» beschädigt hätte. Das Fehlverhalten des diesjährigen Paris-Roubaix- Siegers blieb bisher sportjuristisch ohne Folgen, weil er außerhalb des Wettkampfes erwischt worden war. Im offiziellen, neunköpfigen Tour-Aufgebot seines Sponsors steht der Name Boonen.

Nach Recherchen des ZDF-Magazins «Frontal 21» hat Sinkewitz vor der WADA schwere Doping-Vorwürfe gegen seinen ehemaligen (und weiter amtierenden) Team-Manager Lefévère sowie die Ärzte erhoben. WADA- Generalsekretär David Howman räumte gegenüber «Frontal 21» ein, dass das Protokoll der Sinkewitz-Aussage vom November 2007 erst in der vergangenen Woche, eineinhalb Jahre später, an den Internationalen Radsportverband UCI weiter geleitet worden sei.

Sinkewitz erklärte laut WADA-Protokoll, dass die Quick-Step-Ärzte ihm vor wichtigen Rennen Cortison in den Arm injiziert hätten. Er habe von den Ärzten außerdem Synacthen, Wachstumshormone sowie das Blut-Dopingmittel EPO erhalten. «Sie nahmen regelmäßig Blutproben, um die Hämatokritwerte zu messen und passten die EPO-Dosen den jeweiligen Werten an», erklärte Sinkewitz laut WADA-Protokoll.

Detailliert berichtet der Radprofi, der in den Genuss der Kronzeugen-Regelung kam und nach langer Suche wieder einen Arbeitsplatz im drittklassigen tschechischen Whirlpool-Team fand, von einem geheimen Trainingslager von Quick-Step im Mai 2004 in Andalusien. Bei seiner Ankunft habe er von einem der Teamärzte einen Einnahmeplan mit den zugehörigen Doping-Präparaten erhalten. «Ich wusste aufgrund der konkreten Vorgaben des Arztes, wann ich welche Dopingmittel einzunehmen hatte und hielt mich auch daran», sagte Sinkewitz.

Der 28-jährige Hesse gestand, 2006 nach dem Tour-Prolog mit zwei weiteren Fahrern des früheren T-Mobile-Teams Blut-Doping in der Uni- Klinik Freiburg unter Anleitung der Teamärzte Lothar Heinrich und Andreas Schmid vorgenommen zu haben. 2007 war er dazu des Testosteron-Dopings überführt worden.


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