Berlin (dpa) - Das Wirtschafts-Magazin «Forbes» taxiert Robert Stapleton aus Kalifornien auf eine Milliarde Dollar. Nun stieg das Vermögen des Rennstall-Besitzers, der meist sportlich in Jeans und Turnschuhen auftritt, durch Telekom-Zahlungen um mindestens 25 Millionen Euro.
Weitere Einkünfte stehen bevor, ein neuer US-Sponsor für Stapletons 29-köpfiges Profiteam soll bereit stehen. Kein Zweifel: Der 49-Jährige, der im Vorjahr antrat, den Radsport im T-Mobile-Team mit neuer Philosophie und einem einzigartigen Anti-Doping-Programm in neue Bahnen zu lenken, ist in erster Linie ein knallharter Business-Mann. Seine Eloquenz ist das Mittel dazu.
Stapleton, seit 14 Monaten Chef der Betreiber-Gesellschaft «High Road Inc.», könnte auch ohne neuen Geldgeber die Arbeit mit altem Personal fortsetzen, nachdem Telekom die Luft wegen nicht endender Doping-Affären ausgegangen war. Aber ein US-Logistik-Unternehmen soll als neuer Investor schon im Januar in die Risiko-Branche einsteigen und Stapletons Wirken noch unbeschwerter machen. Schon nach der Einigung mit Telekom hatte er sich wie der Gewinner des Jackpots fühlen können, nachdem die Bonner für die vorzeitige Auflösung des bis 2010 laufenden Vertrages tief in die Tasche greifen mussten.
Die Atmosphäre zwischen der Bonner Chefetage und Stapleton war schon vor der Trennung deutlich abgekühlt. «Er hat in kürzester Zeit eine außergewöhnliche Leistung mit dem Team gebracht und Maßstäbe gesetzt, wie man eine Mannschaft führt. Er schafft es, sehr sympathisch rüberzukommen, verliert bei aller Kompromissbereitschaft aber nie sein Ziel aus den Augen. So wie ich ihn kenne, wird er seinen Weg gerade weitergehen. Er wird kein Jota nach links und kein Jota nach rechts abweichen. Ich glaube auch, er wird Erfolg haben», umschrieb Kommunikationschef Christian Frommert die Qualitäten des Kaliforniers und lieferte damit die offizielle Version des Umgangs miteinander.
Hinter vorgehaltener Hand wird über den einstigen Wunschpartner, der seinen Vorgänger auf dem Manager-Posten, Olaf Ludwig, nach der Tour de France 2006 abserviert hatte, anders geredet. Die Verpflichtung des amerikanischen Profis George Hincapie, der als «Chefpilot» im Discovery-Channel-Team an den insgesamt acht Tour-de-France-Siegen der des Dopings verdächtigten Lance Armstrong und Alberto Contador beteiligt war, wurde bereits als Provokation empfunden.
Stapleton hätte mit Kusshand auch den dopinggeständigen Erik Zabel als Rückkehrer akzeptiert, wenn ihn sein Team Milram hätte ziehen lassen. Einen Widerspruch zur so vehement vertretenen Anti-Doping-Philosophie wollte der Manager durch diese Aktivitäten nicht erkennen. «Für PR bin ich nicht zuständig. George ist sehr erfahren, passt ins Team und unterwirft sich unserem Programm gegen Doping - das ist entscheidend», hatte Stapleton während der WM in Stuttgart verkündet, als er das T-Mobile-Team für 2008 vorstellte.
Vielleicht war Hincapie schon eine sehr weitsichtige Verpflichtung mit Blickrichtung US-Markt. Die Devise des dreifachen Familienvaters Stapleton, der den Großteil seines Vermögens vor sechs Jahren dem Verkauf seiner Netzbetreiber-Firma «Voicestream» an Telekom verdankte, war immer: «Ein guter Businessman muss immer zwei Pläne in der Tasche haben.»