Stuttgart (rad-net/dpa) - Am Mittwoch flossen Tränen der Freude, dann fielen im Frust über das Ergebnis des Straßenrennens böse Worte: Für die deutsche Frauenmannschaft um Zeitfahr-Weltmeisterin Hanka Kupfernagel war es ein aufwühlendes WM-Wochenende in Stuttgart.
Kupfernagels Triumph beim Einzelzeitfahren und vor allem die Berichterstattung der Medien darüber wurde getrübt von hitzigen Doping-Debatten und dem zweifachen Sturz der großen Hoffnung Judith Arndt, die sich danach trotzdem noch auf Platz auf 21 kämpfte. „Das muss man sich mal überlegen - zwei Mal am Boden und dann mit der Spitzengruppe im Ziel“, so Rudolf Scharping, Präsident des Bund Deutscher Radfahrer im Rahmen seiner WM-Zwischenbilanz. Trotzdem: Im Hotel eskalierte die Enttäuschung kurzzeitig. Erst gab es statt gegenseitigem Trost nur Schweigen, dann ein kurzes Wortgefecht und Arndt und Kupfernagel gingen vorübergehend eigene Wege.
Nach einem „klärenden Gespräch ohne GAU und Gekratze“ - so Bundestrainer Jochen Dornbusch - wurde der Streit bei einer Versöhnungsfeier in der Disco beigelegt. Nicht so versöhnlich war Dornbusch selbst in Bezug auf Mike Kluge, der mit Hanka Kupfernagel zusammen lebt und sie sportlich betreut: „Der hat keine Ahnung“.
Nach dem Fiasko der Frauen beim Straßenrennen standen Kupfernagel Enttäuschung und Wut ins Gesicht geschrieben: „An den Mädels lag es nicht, dass es nicht geklappt hat, höchstens an der Teamleitung. Ich sollte als eine der ersten attackieren. Das hätte ich nicht erwartet - vielleicht, wenn ich im Zeitfahren Zehnte geworden wäre. Deshalb bin ich mit einer Portion Wut im Bauch gefahren. Mir sind am Ende die Beine explodiert. Ich bin keine Maschine“, ereiferte sich die 33-jährige Thüringerin. Ihre Kollegin Arndt, die die finale Attacke übernehmen sollte, war zwei Mal gestürzt und fuhr deprimiert ein Stück hinter der italienischen Siegerin über die Ziellinie.
Der so scharf angegriffene Dornbusch blieb diplomatisch. „Ich bin nicht böse, wenn sie meine Aufstellung kritisiert. Sie war eben enttäuscht, aber ihre Aufgabe hat sie mit Bravour gelöst“, sagte er. Kupfernagel fährt erst seit diesem Jahr für die eingespielte deutsche Mannschaft um Arndt und Trixi Worrack. Anfängliche Vorbehalte, dass Kupfernagel nicht teamfähig sei, sah Dornbusch aber nicht bestätigt. „Ich wollte sie ins Team integrieren. Das ist mir gelungen“, sagte er.
Dornbusch sandte allerdings deutliche Worte der Kritik an Kluge. „Der gaukelt ihr vor, sie solle Teamkapitän werden. Kluge ist aber nicht kompetent auf dem Gebiet“, fand Dornbusch. Auch Sportbürgermeisterin Susanne Eisenmann bekam ihren Teil ab: „Die hätte sich lieber mal darum gekümmert, die Gitter richtig zu befestigen, statt gegen den Start von Bettini zu klagen. Dann wären die nicht umgefallen, niemand darüber gestürzt und unsere Strategie wäre aufgegangen.“