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Der Russe Oleg Tinkow hat seinen eigenen Rad-Rennstall bei der Tour de France am Start. Foto: Nicolas Bouvy
24.07.2014 10:39
Big Spender aus Osteuropa erobern den Radsport

Hautacam (dpa) - Mein Schloss - mein Privatjet - mein Radrennstall! Wo sich früher kleine Unternehmen aus der Fahrradindustrie engagiert haben, tummeln sich heute schwerreiche Gönner aus Osteuropa.

Milliardäre wie Oleg Tinkow oder Igor Makarow haben die globale Marke Tour de France längst als geeignete Bühne für sich entdeckt. Das Beste ist gerade gut genug. Alberto Contador und seine Kollegen vom Tinkoff-Team durften zum Tour-Start nach Leeds mit dem Privatjet ihres Sponsors anreisen, Holzklasse war gestern.

Gleich vier Teams im Feld der 101. Frankreich-Rundfahrt werden hauptsächlich aus Osteuropa alimentiert. Bei den Mannschaften Astana und Katusha sorgen große Firmen im Hintergrund für das nötige Kleingeld. Der belgische Radrennstall Omega Pharma-Quickstep, bei dem der dreimalige Weltmeister Tony Martin jüngst seinen Vertrag bis Ende 2016 verlängert hat, bezieht mehr als 50 Prozent der Einnahmen vom tschechischen Geschäftsmann und Multimillionär Zdenek Bakala. Er ist zudem ein großer Kunstsammler.

Und Bjarne Riis hat erst im vergangenen Jahr groß Kasse gemacht, als er sein Spitzenteam für rund sechs Millionen Euro an Oleg Tinkow verkauft hat. Der Selfmade-Mann aus Russland, der sein Vermögen von geschätzten 1,02 Milliarden Euro mit dem Verkauf von Fertiggerichten sowie den Einnahmen aus einer Brauerei, einer Restaurantkette und einer Internetbank aufgebaut hat, konnte den Kaufpreis locker aus der Portokasse bezahlen. Obendrein kommt Tinkow, dem neben einem Privatjet auch eine 45-Meter-Yacht gehört, noch in den Genuss von Hobbyfahrten mit Riis. Denn der Däne trägt weiter die sportliche Verantwortung beim Tinkoff-Team.

Dass der Toursieger von 1996 aufgrund seiner Dopingvergangenheit nicht den besten Ruf genießt, ist seinem Sponsor egal. Neben der Herkunft des Geldes ist es eine weitere augenscheinliche Parallele zu den aus Osteuropa gesponserten Teams. Mit dem Ruf nehmen sie es nicht so genau, Hauptsache der Erfolg ist da. Auch bei Omega Pharma hat Patrick Lefevere schon so manchen Sturm in Sachen Doping unbeschadet überstanden. Bei Katusha ist Wjatscheslaw Jekimow, ein alter Getreuer von Lance Armstrong, der starke Mann. Und bei Astana schickt sich Alexander Winokurow an, bereits in seinem zweiten Jahr als Teamchef den Toursieg mit dem Italiener Vincenzo Nibali zu holen.

Der Kasache hatte die Tour 2007 mit seiner positiven Probe wegen Fremdblutdopings an den Rande des Abgrunds getrieben. Kasachstans autokratischer Staatschef Nursultan Nasarbajew thront quasi als Ober-Chef und -Fan über dem gesamten Projekt und hat Winokurow jüngst den Auftrag gegeben, «alles zu unternehmen», um das Gelbe Trikot nach Paris zu bringen.

Für Nasarbajew ist das Team Astana eines seiner wichtigsten Sportprojekte. Der ganz große Traum ist die Austragung der Olympischen Winterspiele 2022 in Almaty. Die Bewerbung wird wie das Radteam durch den Staatsfonds Samruk-Kazyna gefördert. Dahinter stecken unter anderem eine Ölgesellschaft, eine Fluglinie, die kasachische Post und die Bahn.

Ähnlich verhält es sich bei Katusha, wo riesige Firmen wie Gazprom, Itera oder Rosneft die finanziellen Mittel bereitstellen. Strippenzieher ist Igor Makarow, der Besitzer von Itera und gleichzeitig Präsident des russischen Radsport-Verbandes. Der Geschäftsmann hat das Team einst von Tinkow abgekauft und zu Beginn den Deutschen Hans-Michael Holczer als Koordinator eingesetzt. Makarow ist noch ein bisschen reicher als sein Landsmann, besitzt jeweils drei Yachten und Flugzeuge, wie die Sportzeitung «L'Equipe» aufzählte. Sein Vermögen wird laut «Forbes» auf 1,6 Milliarden Euro taxiert. Was jetzt noch fehlt, ist der Tour-Sieg. Dann schmecken Champagner und Kaviar noch einmal so gut.


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