Saarbrücken (rad-net) - Die Wahl eines neuen BDR-Präsidenten steht im Mittelpunkt der Bundeshauptversammlung am kommenden Samstag (19. März) in der Saarbrückener Kongresshalle. Der ehemalige Rheinland-Pfälzische Ministerpräsident und Ex-Bundesverteidigungsminister Rudolf Scharping ist der einzige Kandidat. Er setzt auf einen klaren Führungsstil und verlässliche Teamarbeit: "Wenn die Ziele überzeugend und die Zusammenarbeit kooperativ sind, arbeiten auch alle mit", sagt der 57-Jährige. Seine ganz konkreten Vorstellungen über die Führung des Verbandes wird Scharping am 19. März in Saarbrücken den Delegierten präsentieren.
Stimmberechtigt sind 509 Delegierte aus 17 Landesverbänden. Die Anzahl der stimmberechtigten Delegierten richtet sich nach der Zahl der Mitglieder der jeweiligen Landesverbände, von denen Nordrhein-Westfalen (101), Bayern (77), Hessen (62) und Rheinland-Pfalz (59) die mitgliederstärksten sind. Zusätzlich dürfen die Präsidiumsmitglieder (11 Stimmen), die Vorsitzenden der Landesverbände (17) und die Koordinatoren (14) des BDR mitwählen. Neben der Neuwahl eines BDR-Präsidenten stehen turnusmäßig drei Vize-Präsidenten sowie der stellvertretende Bundesjugendleiter zur Wahl. Die bisherigen Amtsinhaber Dieter Kühnle (Vize-Präsident Marketing und Kommunikation), Wolfgang Schoppe (Breiten- und Freizeitsport), und Dr. Friedrich von Schulz-Hausmann (Sportentwicklung) haben im Vorfeld ihre Bereitschaft auf eine weitere Amtsperiode bekundet.
Die Bundeshauptversammlung beginnt um 10.00 Uhr. Die Neuwahlen des Präsidiums werden gegen 11.30 Uhr erwartet.
Statistik, Bisherige BDR-Präsidenten...
Rudolf Scharping im Interview - "Ich setze auf
Teamarbeit"
Wann fiel die Entscheidung, BDR-Präsident zu werden?
Rudolf Scharping: "Das habe ich mir sehr, sehr lange überlegt. Ich war
SPD-Vorsitzender, Fraktionsvorsitzender, Ministerpräsident,
Verteidigungsminister und Vorsitzender der europäischen Sozialdemokraten, da
strebt man nicht nach weiteren Ämtern. Vor einem halben Jahr kam der erste
Anruf von Rudi Altig, und es folgten viele weitere Gespräche. Bei meinen Überlegungen
spielte es auch eine Rolle, wie viel von der gewohnten Häme da wieder hoch
schwappen wird. Aber es war weniger, als ich dachte."
Wie wird Ihr Arbeitsstil in den nächsten Jahren sein?
"Ich gehe dabei nach zwei Prinzipien: Klare Führung
und verlässliche Teamarbeit. Wenn die Ziele überzeugend sind, arbeiten die
Leute mit."
Welche Ziele verfolgen Sie?
"Es gibt in Deutschland Millionen Menschen, die
aus ganz unterschiedlichen Gründen Rad fahren. Aber die meisten sind der
Meinung, sie brauchen keinen Verein, um ihren Sport zu betreiben. Darunter
leidet übrigens nicht nur der BDR, sondern auch andere Verbände. Man muss künftig
mehr mit den Vereinen kommunizieren und versuchen, dass sie vor Ort mit ihrem
sehr sportlichen Anspruch zusätzliche Angebote im Bereich Kinder, Familie und
Breitensport machen, um die Menschen dadurch an die Vereine zu binden. Dabei
kann ein Spitzenverband sehr hilfreich sein, da er leichter als andere den
Zugang zur Wirtschaft, zu möglichen Sponsoren und zu bundesweiten Medien
findet. Ich setze dabei auch auf die Unterstützung prominenter Sportler. Wenn
alle mitziehen - und dabei spielt Teamarbeit eine wichtige Rolle - kann man aus
dem BDR einen durchaus modernen und auf die Zukunft ausgerichteten Verband
formen."
Haben Sie noch eigene sportliche Ziele?
Scharping: "Ich komme leider viel weniger aufs
Rennrad und raus in die Natur als ich gern möchte. Aber vielleicht fahre ich
noch einmal bei einem Jedermann-Rennen mit, so wie vor längerem bei den
HEW-Cyclassics. Dann wieder einen 36er-Schnitt zu schaffen - wie damals - das
ist sehr ehrgeizig."
Rudolf Scharping im Porträt
Geboren: 2. Dezember 1947
Familienstand: verheiratet, 3 Töchter
Wohnort: Frankfurt/Main
Ausbildung: Abitur, Studium der Politikwissenschaften, Soziologie und
Jura
Politische Laufbahn: Mitglied der SPD (seit 1966), Wissenschaftlicher
Mitarbeiter bei Mitgliedern des Deutschen Bundestages und des Europäischen
Parlaments, Mitglied des Deutschen Bundestages (seit 1994), Mitglied des
Landtages in Rheinland-Pfalz (1975 – 1994)
Politische Ämter: Ministerpräsident in Rheinland-Pfalz (Mai 1991 bis
Oktober 1994), Kanzlerkandidat (1994), Vorsitzender der SPD (1993-1995),
Vorsitzender der SPD-Fraktion (1994-1998), Bundesminister der Verteidigung
(1998-2002)
Ehrenamtliche Tätigkeiten: 17 Jahre Vorsitzender der SG Eintracht
Lahnstein
Publikationen: zahlreiche Publikationen zur deutschen und europäischen
Politik in Büchern und Zeitschriften; Bücher: „Was jetzt zu tun ist“
(1994), „Der Kosovo-Krieg und Europa“ (1999), „Meine Tour de France“
(1998)