Como (dpa) - Tränenüberströmt und mit einem traurigen Blick in den Himmel überquerte Rad-Weltmeister Paolo Bettini als Sieger die Ziellinie bei der 100. Auflage der Lombardei-Rundfahrt.
Der Vorjahressieger widmete seinen erneuten Triumph bei dem 245 Kilometer langen Klassiker durch seine Heimat dem vor zehn Tagen bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommenen Bruder Sauro und nahm nach dem Rennen demonstrativ dessen Sohn Francesco in den Arm. «Nur meine Familie hat mich zum Weitermachen überredet», gestand der Olympiasieger.
Auf das Siegerlächeln und die Küsschen der Hostessen konnte der der Italiener an diesem Tag gut verzichten. Die Radprofis hatten ohnehin geschlossen die Siegerehrung am Comer See boykottiert und damit auf die von den Organisatoren angestimmten Missklänge geantwortet. Die Veranstalter der Lombardei-Rundfahrt hatten sich hartnäckig geweigert, dem schon vor dem letzten Rennen der ProTour als Gesamtsieger feststehenden Spanier Alejandro Valverde auf dem Podium das Weiße Trikot des Gesamt-Besten zu überreichen. «Das tut mir Leid für die Fans», gestand der 32 Jahre alte Bettini. Valverde selbst hatte deswegen einen Startverzicht erwogen, nahm aber «aus Respekt vor dem Publikum» doch am Rennen teil.
Durch den Verzicht auf die Siegerehrung kam Fabian Wegmann (Freiburg) um den Genuss, als erster Deutscher bei diesem Klassiker auf dem Treppchen zu stehen. Der gebürtiger Münsteraner aus dem deutschen Team Gerolsteiner hatte Bettini als einziger lange Zeit folgen können, ließ aber dabei so viel Kraft, dass er auf der Ziellinie vom Spanier Samuel Sanchez noch auf Platz drei verwiesen wurde. «Das ist ein schöner Saisonabschluss. Natürlich hätte ich gerne gewonnen. Aber irgendwann will ich hier gewinnen», meinte Wegmann.
Das Team Gerolsteiner beendete mit Wegmanns Erfolg auch seine bisher beste Saison. In der ProTour-Gesamtwertung kam der Mannschafts-Sieger der Lombardei-Rundfahrt als beste deutsche Equipe auf den sechsten Platz. Mit Vorsprung siegte das dänische CSC-Team um den Berliner Jens Voigt, der seine Saison jedoch bereits beendet hatte. T-Mobile kam in der 27 Rennen umfassenden Serie auf Platz acht, Milram auf Rang 18. In der Einzelwertung machte Bettini mit seinem insgesamt neunten Klassiker-Erfolg noch einen Sprung an die achte Stelle. Stefan Schumacher (Nürtingen) auf Platz zehn kam als einziger deutscher Profi in die Top Ten.