Wien (dpa) - Der geständige Radprofi Bernhard Kohl will am 24. November vor der österreichischen Anti-Doping-Agentur in Wien «umfassend» auspacken und hofft auf ein mildes Urteil. Das erklärte sein Manager Stefan Matschinger. Kohl hofft mit einer Sperre von einem Jahr davonzukommen.
In nachträglichen Analysen nach einem neuartigen Verfahren war der Tour-de-France-Dritte und «Bergkönig» nach der Frankreich-Rundfahrt der Manipulation mit dem Blutdopingmittel CERA überführt worden. Anders als sein ebenfalls nach der A-Probe «positiver» ehemaliger Team-Kollege Stefan Schumacher hatte Kohl gestanden und dabei auch seinen früheren Gerolsteiner-Teamchef Hans-Michael Holczer entlastet («Er wusste von nichts»).
«Bernhard wird kooperieren und er wird berichten, wie er die Substanzen bekam, und wie er sie benutzte», zitierte der Internetanbieter «cyclingnews» Matschinger. Matschinger wies aber nachdrücklich ein Zitat des Dienstes zurück, Kohl und er hätten im März oder April zum ersten Mal über Doping gesprochen. Im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur dpa verwies Matschinger darauf, dass Kohl schon in seinem Geständnis erklärt habe, erst nach seinem Sturz bei der Dauphiné Libéré im Juni zu CERA gegriffen zu haben, weil er mit guten Tour-Resultaten seine Saison retten und sich wegen des drohenden Ausstiegs Holczers für andere Teams empfehlen wollte. «Er hat sich vorher nicht gedanklich damit auseinandergesetzt und mit mir ausgetauscht», betonte Matschinger.
Der Nürtinger Stefan Schumacher, bei der Tour Kohls Zimmergenosse in den Fahrer-Hotels, bestreitet weiter Doping. Sein Anwalt Michael Lehner hatte in der Vorwoche erklärt, dass gegen seinen Mandanten beim Bund Deutscher Radfahrer (BDR) oder dem Weltverband UCI nichts vorliege, und er deshalb auch eine Lizenz für 2009 beantragen wolle. Zuständig für das laufende Doping-Verfahren gegen Schumacher ist zunächst die französische Anti-Doping-Agentur AFLD, die die nachträglichen Analysen vorgenommen hatte. Lehner steht im Schriftverkehr mit der AFLD. Die Öffnung der B-Probe steht noch aus.
Vor Bekanntwerden des Positiv-Befundes hatte Schumacher, der beide Tour-Zeitfahren gewonnen und das Gelbe Trikot zwei Tage getragen hatte, einen Vertrag bei Quick Step unterzeichnet. Davon hat das belgische Team inzwischen Abstand genommen und den Vertrag für «ungültig» erklärt.