Mailand (dpa) - Als erste der fünf großen Länder-Rundfahrten will der 91. Giro d'Italia die neuen Anti-Doping-Richtlinien im Radsport umsetzen. An vollmundigen Bekenntnissen hat es bei der feierlichen Giro-Präsentation im Mailänder Teatro degli Arcimboldi nicht gefehlt.
«Doping ist die große Gefahr für den Radsport. Jetzt brauchen wir ein einheitliches Vorgehen in allen Ländern», erklärte der zugeschaltete Ministerpräsident Romano Prodi, der im übrigen den Telekom-Ausstieg bedauerte. «Das hat mich tief getroffen», sagte der 68 Jahre alte Radsport-Fan. Nur Fahrer, die einen Blutpass vorlegen, dürfen am 10. Mai 2008 zur 1. Giro-Etappe in Palermo - einem 28,5 Kilometer langen Team-Zeitfahren - an den Start rollen.
«Wir wollen nur saubere Fahrer. Wir werden den von Frankreichs Sportminister vorgeschlagenen biologischen Pass einführen. Es gibt keine Alibis mehr», sagte Rundfahrt-Direktor Angelo Zomegnan, der bei der Präsentation 2007 auch Ivan Basso auf die Bühne gebeten hatte, obwohl gegen den inzwischen gesperrten Sieger von 2006 bereits wegen Dopings ermittelt wurde. Gast der Präsentation des 3 423 Kilometer langen Giro des kommenden Jahres war neben Doppel-Weltmeister Paolo Bettini auch der diesjährige Sieger Danilo di Luca, der noch bis Januar wegen der Zusammenarbeit mit dem Doping-Arzt Carlo Santuccione gesperrt ist. Im Mai hofft er im Zweitliga-Team LPR auf eine Wildcard. «Der Giro ist auf der Suche nach der Sauberkeit», titelte «La Repubblica».
Die Gästeliste in Mailand, wo der Giro am 1. Juni 2008 mit einem Einzelzeitfahren enden wird, war mit den Rundfahrt-Chefs aus Spanien und Frankreich hochrangig besetzt. Es fehlte allerdings Weltverbands- Präsident Pat McQuaid, der nicht nur wegen der ProTour im Clinch mit den Groß-Veranstaltern ist. «Wir arbeiten jetzt direkt mit den nationalen Verbänden zusammen. Wir sehen, wie viel Enthusiasmus es besonders in Italien, Frankreich, Spanien und Belgien gibt. Bei der Tour haben wir 15 Millionen Zuschauer, beim Giro sieben», meinte Tour-de-France-Chef Patrice Clerc.
An einen Fernseh-Boykott ist in Italien nicht zu denken. In Deutschland wird er trotz gegenteiliger Entscheidung der Intendanten von verschiedenen Seiten gefordert. Der Sportausschuss-Vorsitzende im Bundestag, Peter Danckert, hat die ARD-Entscheidung kritisiert, nach dem Telekom-Ausstieg Rennen weiter live zu zeigen. «Die ARD wird ihrer besonderen Verantwortung gegenüber den Gebührenzahlern nicht gerecht», sagte der SPD-Politiker der «Welt am Sonntag».
Antidoping-Kämpfer Werner Franke, der im Rechtsstreit mit Jan Ullrich durch die vom Landgericht Hamburg angeordnete Vernehmung des spanischen Dopingarztes Eufemiano Fuentes einen Punktsieg errang, glaubt, dass die ARD nicht bei ihrem Bekenntnis bleibt. Er nannte den Beschluss, bedingungslos zu übertragen, «eine Bauchentscheidung.» Franke: «Die ARD wird einknicken, denn bis zur Tour kommt noch mehr Schmutz ans Licht.»