Zolder (rad-net/dpa) - Petra Roßner ist eine begehrte Dame. Ihr amerikanischer Saturn-Rennstall unterbreitete der Weltcup-Gewinnerin aus Leipzig einen hoch dotierten Zweijahres-Folge-Vertrag. Gleichzeitig buhlt die Nürnberger-Versicherung, die in der kommenden Saison so etwas wie das Telekom-Team des Frauen-Radsports werden will, um die Gunst der 35-Jährigen.
Die starke Sprinterin pokert noch. Bei der WM in Zolder zählt sie zum engsten Favoritenkreis. «Die Nürnberger wollen in eine Marktlücke stoßen und den Frauen- Radsport bei uns endlich populär machen. Dazu wollen sie alle starken deutschen Fahrerinnen in ihr Team holen. Der Etat stimmt. Doch mir kommt es nicht auf das Geld an. Ich verdiene auch in den USA sehr gut. Das professionelle Umfeld und das Konzept muss stimmen. Bis November habe ich mich entschieden, wo ich im nächsten Jahr fahre», sagt Petra Roßner, die auch noch Ina Yoko-Teutenberg (Mettmann) und die Weltranglisten-Zweite Judith Arndt (Frankfurt/Oder) mit dabei hätte. Die Verfolgungs-Olympiasiegerin von Barcelona gewann in diesem Jahr drei der acht Weltcup-Rennen.
Die Nürnberger, mit einem mageren Jahresetat von knapp zwei Millionen Euro ausgestattet, zogen die Konsequenzen aus den mäßigen Leistungen der Männer-Abteilung und lösten sie auf. Mit halbiertem Finanz-Aufwand soll ausschließlich das schwache Geschlecht gepusht werden. Beim Bemühen um das vielleicht schlagkräftigste Team der Welt stört auch das Alter Petra Roßners nicht. Jeannie Longo ist das beste Beispiel, dass im Frauen-Radsport Jugend-Wahn so recht kein Thema ist. Die 43-jährige Französin kommt frisch aus dem Höhen- Trainingslager in North Carolina, nimmt in Zolder ihre 22. WM in Angriff und hat dabei den 14. Titel im Visier.
«Wir wollen die stärksten deutschen Fahrerinnen. Wir haben den drei Saturn-Damen um Petra Roßner Angebote gemacht, dazu Regina Schleicher, die zur Zeit noch in Italien fährt», bestätigte in Zolder der ehemalige deutsche Bergmeister Jens Zemke, sportlicher Leiter der Nürnberger Damen. Für sie fährt auch die Berliner Cross-Weltmeisterin Hanka Kupfernagel, die die Straßen-WM wegen Knie-Problemen absagen musste. An eine Verpflichtung Jeannie Longos ist allerdings nicht gedacht.