Frankfurt (dpa) - Der Bund Deutscher Radfahrer (BDR) will gegen den bei den Olympischen Spielen in Peking erneut des Dopings überführten Profi Stefan Schumacher mit ganzer Härte vorgehen. «Wir werden die volle Bandbreite ausschöpfen: lebenslanger Ausschluss aus dem BDR, Schadensersatzklage und Strafanzeige gegen die Hintermänner», sagte BDR-Präsident Rudolf Scharping beim Eschborn Frankfurt City-Loop. Zunächst müsse aber abgewartet werden, ob Schumacher auf eine Öffnung der B-Probe besteht. Dass diese die neuerliche Manipulation bestätigt, gilt jedoch als sehr wahrscheinlich.«Ich finde das eine ziemliche Scheiße, um es einmal ganz deutlich zu sagen. Es ist schade, dass man sich nicht einfach mal auf ein Rennen wie in Frankfurt freuen kann, weil irgendjemand wieder in unverantwortlicher Art und Weise gehandelt hat», sagte Scharping. Schumacher gehört zu den sechs Sportlern, die bei IOC-Nachkontrollen der Pekinger Olympia-Proben positiv auf Doping getestet wurden. Der 27-Jährige wurde wie bereits im Juli 2008 bei der Tour de France mit CERA-Doping erwischt. Der Schwabe wurde damals für zwei Jahre bis zum 21. Januar 2011 gesperrt, hat dagegen jedoch beim Internationalen Sportgerichtshof CAS Berufung eingelegt.
«Das ist fast schon ein selbstzerstörerischer Akt von Stefan Schumacher. Ich wage zu behaupten, dass er nie wieder ein Radrennen bestreiten wird», sagte Scharping über den Wiederholungstäter. In Peking hatte Schumacher sportlich enttäuscht. Sein Anwalt Michael Lehner, der bereits Unterlagen vom BDR angefordert hat, will nun der Theorie nachgehen, dass es sich bei den Cera-Funden in den nachträglich untersuchten Peking-Proben noch um Spuren der Tour-Manipulationen handelt. Allerdings dürfte sich der renommierte Sportrechtler damit auf schwieriges Terrain begeben, weil sein Mandant Doping in Frankreich trotz der erdrückenden Indizien weiter kategorisch abstreitet. Die Doping-Leugnung ist auch Grundlage seines Widerspruchs vor dem CAS.
Die jüngsten Doping-Enthüllungen könnten - zumindest indirekt - Auswirkungen auf das seit Herbst 2008 laufende Ermittlungsverfahren der Stuttgarter Staatsanwaltschaft gegen den Radprofi haben. Die Nachricht, dass Schumacher bei den Nachkontrollen der Peking-Proben positiv auf Doping getestet wurde, habe zwar «keinerlei Einfluss auf die bereits laufenden Ermittlungen», sagte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft der Deutschen Presse-Agentur dpa. Der neue Sachverhalt könne aber bei der Beurteilung von Schumachers Glaubwürdigkeit eine Rolle spielen. Gegen den Nürtinger läuft seit mehreren Monaten ein Verfahren wegen Betrugs-Verdachts.
Ungeachtet des neuerlichen Rückschlages sieht Scharping den Radsport im Anti-Doping-Kampf auf dem richtigen Weg. «Mehr Druck kann man nicht auf die Sportler ausüben, als wir es tun. Ohne von unseren nach wie vor bestehenden Problemen ablenken zu wollen. Wenn alle Sportarten ihren Anti-Doping-Kampf so vehement betreiben würden wie wir, wäre das für den gesamten Sport sehr hilfreich.»
Für dieses Jahr müsse sich der BDR aber bis an die Decke strecken, «weil viele Rundfahrten ausfallen, Sponsoren wegfallen und wir deshalb tief unten sind, was die finanzielle Situation angeht». Vom Potenzial des Radsports ist der frühere Bundesverteidigungsminister aber nach wie vor überzeugt. «Die Begeisterung bei den Leuten ist nach wie vor da. Ich hoffe, dass daraus auch wieder eine positive Resonanz bei den Sponsoren entsteht.»