Frankfurt (rad-net) - Beim Bund Deutscher Radfahrer (BDR) hat man die Entscheidung des IOC begrüßt, die Olympischen Spiele in Tokio um ein Jahr zu verschieben. Die Gesundheit aller stehe an erster Stelle.
«Der BDR hält die Verschiebung der Olympischen Spiele auf 2021 für richtig. Die Gesundheit der Sportlerinnen und Sportler muss Priorität haben. Außerdem war unter den gegebenen Umständen keine Chancengleichheit bei Wettkampfvorbereitung und Qualifikation möglich. Die Entscheidung ist für alle, die sich gezielt darauf vorbereitet haben, zunächst bitter, aber angesichts der Risiken nachvollziehbar. Es gab keine Alternative», so BDR-Präsident Rudolf Scharping.
BDR-Sportdirektor Patrick Moster ergänzte: «Die Entscheidung war zu erwarten. Die Gesundheit geht vor, steht über allem. Für einzelne Sportler, gerade für jene, die im Zenit ihrer Karriere stehen, mag es bitter sein. Aber wir sichern allen Kadersportlern die nötige Unterstützung zu, damit sie auch ein Jahr später ihre Höchstleistungen abrufen können.»
Auch die Sportlerinnen und Sportler des BDR können die Entscheidung nachvollziehen. «Das IOC hat Verantwortung gezeigt, und die richtige Entscheidung getroffen und den Sportlern den Druck von den Schultern genommen», so Maximilian Schachmann.
Und die 22-jährige Emma Hinze, die zuletzt in Berlin dreifache Bahn-Weltmeisterin wurde, sagte: «Einerseits ist es schade, andererseits finde ich das für mich persönlich gar nicht so schlimm, weil ich noch jung genug bin, um auch in den Folgejahren noch an Olympischen Spielen teilnehmen zu können. Meine Leistungskurve geht noch nach oben. Das trifft andere härter. Aber die Entscheidung ist vollkommen richtig und nachvollziehbar. Der Sport ist wichtig, aber die Gesundheit ist wichtiger. Jetzt haben wir lange Zeit, uns für das Event vorzubereiten.»
Lisa Klein will die Zeit nun auch zur weiteren Vorbereitung nutzen: «Das war die richtige Entscheidung! Viele Athleten hatten doch gar nicht mehr die Möglichkeit, sich noch für die Spiele zu qualifizieren. Die Gesundheit der Menschen muss an erster Stelle stehen. Was wären das für Spiele, wenn die Angst der Ansteckung mitschwingt? Kein Athlet ist bereit, seine Gesundheit für ein Sportevent zu riskieren. Für mich persönlich ist es – wie für viele andere auch – sicher eine Enttäuschung, weil man sich so lange darauf vorbereit hat. Tokio war das große Saisonziel. Aber das darf nicht über der Sorge und Verantwortung seinen Mitmenschen stehen. Ich habe jetzt Zeit, mich zu sortieren, ein bisschen Privatleben zuzulassen, und bleibe hoffentlich weiterhin im Training motiviert. Das ist jetzt nicht einfach, wo das große Ziel weggebrochen ist. Aber im Herbst wartet hoffentlich die Straßen-WM. Und die längere Zeit jetzt bis zu den Spielen lässt uns auch im Vierer die Möglichkeit, uns noch mehr zu steigern.»
Lara Lessmann gehört zu den weltbesten BMX Freestyle-Spezialistinnen und zählte in diesem Jahr zu den Favoritinnen. Dennoch sieht auch sie die Entscheidung als die richtige an: «Es ist nur fair, dass die Olympischen Spiele jetzt verschoben werden. Einmal aus gesundheitlichen Gründen, aber auch, weil viele Nationen eine Ausgangssperre haben und kaum trainieren können. Obwohl ich in diesem Jahr beste Chancengehabt hätte, denke ich wie alle anderen, dass es faire Bedingungen für alle geben muss. Das ist unter den derzeitigen Verhältnissen nicht gegeben.»
Bitter ist die Verschiebung der Olympischen Spiele allerdings für Mountainbiker Manuel Fumic: «Die Weltmeisterschaft im eigenen Land und meine fünften Olympischen Spiele, das wären zum Ende meiner Karriere noch einmal Highlights gewesen. Weil meine Karriere wohl Ende des Jahres zu Ende geht, ist das eine bittere Pille für mich. Aber es gibt zur Verschiebung der Spiele keine Alternative. Man kann in der Corona-Krise nicht Tausende von Menschen aufeinander treffen lassen.»
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