San Francisco/Berlin (dpa) - Ivan Basso hat die Doping-Affäre Fuentes vorerst hinter sich gelassen. Der italienische Giro- Gewinner, wie Jan Ullrich wegen starker Indizien vor dem Beginn der Tour de France 2006 suspendiert, startet als Kapitän seines neuen Discovery Channel-Teams in die Saison. Die Kalifornien-Rundfahrt gab dafür den Rahmen ab.
Die 2. Kalifornien-Tour - Vorjahressieger Floyd Landis fehlt aus bekannten Gründen - begann mit einem Missklang. Der Haupt-Sponsor beschwerte sich mit harschen Worten, dass im Vorjahr keine Kontrollen auf das als Blut-Doping-Präparat zu verwendende Hormon EPO vorgenommen worden waren. Dabei sei die Rundfahrt aus der Taufe gehoben und mit viel Geld ausgestattet worden, auch, um «vor den Gefahren des Missbrauchs von EPO aufmerksam zu machen», wie es damals hieß. Der Sponsor spricht aus berufenem Mund. Es ist der Pharma- Konzern «Amgen», der das im Ausdauersport sehr beliebte gentechnisch entwickelte EPO weltweit exklusiv herstellt. Sprecherin Mary Klem deutete einen Ausstieg des Sponsors an, wenn nicht konsequent auf die Zweckentfremdung des Krebs-Medikaments zu Doping-Zwecken kontrolliert würde: «Wir möchten wissen, ob in unserem Rennen mit EPO gedopt wird.»
«Meine Haltung zum Basso-Start ist bekannt. Es ist jetzt eine juristische Angelegenheit. Die spanischen Behörden müssen Fakten auf den Tisch legen, damit gehandelt werden kann», sagte Hans-Michael Holczer, Manager des Teams Gerolsteiner, der mit T-Mobile und fünf weiteren ProTour-Mannschaften am 11. Januar vergeblich für einen Ausschluss von Discovery aus der Vereinigung der Profi-Teams gestimmt hatte. Die Amerikaner, die sich nach dem Ausstieg des Fernsehsenders um einen neuen Team-Sponsor für 2008 bemühen müssen, hatten mit der Verpflichtung Bassos gegen den einstimmig beschlossenen Ethik-Code verstoßen. Kein in die Fuentes-Affäre verstrickter Fahrer sollte engagiert werden.
«Basso ist eine andere Baustelle. Es ist nicht an uns, über seinen Start hier zu urteilen», erklärte T-Mobile-Teamsprecher Stefan Wagner, dessen Formation sich den Anti-Doping-Kampf für 2007 nach dem Ullrich-Schock plakativ auf die Fahnen geschrieben hat. Atmosphärisch hätte die Team-Präsentation vor dem Tour-Start in San Francisco laut Wagner gewirkt, als sei «alles beim Alten». Öffentliche Verstimmungen oder gar Proteste wegen des Basso-Auftritts und des Bruchs des Ethik- Codes gab es nicht.
T-Mobile ging unter anderen mit dem dreifachen Zeitfahr- Weltmeister Michael Rogers (Australien) und U23-Weltmeister Gerald Ciolek (Pulheim) an den Start des 3,06 Kilometer langen Prologs zum Auftakt in San Francisco. Gerolsteiner schickte Fabian Wegmann (Freiburg) und Sprinter Robert Förster (Leipzig), Discovery neben Basso den von Gerolsteiner gekommenen Levi Leipheimer und George Hincapie (beide USA). Außerdem am Start der Sieben-Etappen-Tour, deren Veranstalter EPO-Tests für diese Ausgabe fest versprachen: Der Berliner Jens Voigt und Straßen-Weltmeister Paolo Bettini aus Italien.