Berlin (dpa) - Teil eins seines Masterplans kann Ivan Basso fast schon als erfolgreich bestanden abhaken. Seinen ersten Gesamtsieg beim Giro d'Italia dürfte ihm kaum noch jemand nehmen können, auch wenn drei schwere Alpenetappen noch viel möglich erscheinen lassen.
Bald kann sich der 28-jährige Lombarde, den die «Gazzetta dello Sport» mit dem umstrittenen Mediziner Francesco Conconi in Verbindung brachte, seinem zweiten großen Thema, der Tour de France, zuwenden. Als erster Radprofi seit Marco Pantani (1998) strebt Basso das selten geglückte Double an.
Basso bestätigte der «Gazzetta», dass er eineinhalb Monate vor dem Giro mit seinem Computer, in dem alle seine Daten gespeichert sind, zu Gast in der Universität Ferrara war. Dort begegnete er Conconi, der im November 2003 in einem Aufsehen erregenden Doping-Prozess wegen Verjährung der strafrelevanten Vorwürfe freigesprochen wurde. Basso betonte aber, dass er bei Conconi keinen Test gefahren sei. Er arbeite auch nicht mehr mit Luigi Cecchini zusammen, dem unter anderen Radprofis auch Jan Ullrich vertraut. «Mein Preparatore ist mein Teamchef Bjarne Riis», sagte er.
Weil der Giro, den Basso eindrucksvoll beherrscht, im Moment noch seine ganze Energie verlangt, macht sich der Kapitän des CSC-Teams öffentlich keine Gedanken zur Tour. Vor dem Start der Italien- Rundfahrt schilderte er in einem Interview mit dem Fachmagazin «Cycling-News» allerdings eine ziemliche präzise, persönliche Marschtabelle. Sie soll ihm nach Rang drei (2004) und zwei (2005) den Sieg in Paris bringen und ihn zum legitimen Nachfolger seines Freundes Lance Armstrong machen. Jan Ullrich gehört in Frankreich zum Kreis seiner vermutlich härtesten Widersacher.
«Auf dem Zeitfahrkurs in Rennes könnte Jan mir zwei Minuten abnehmen - wenn es gut für ihn läuft. Im zweiten Zeitfahren wird er mir 90 Sekunden abnehmen. Das sind zusammen dreieinhalb Minuten, die ich ihm in den Bergen abnehmen muss», rechnete Basso vor, der sich in den letzten Jahren in seiner früher bestgehassten Disziplin Einzelzeitfahren enorm verbessert hat. Das machte er auch deutlich, als er beim einzigen Giro-Zeitfahren in Pontedera 28 Sekunden hinter dem Überraschungssieger Ullrich Zweiter wurde. Rückenwind, herrliches Wetter und ein flacher Kurs ohne Kurven hatten für einen perfekten Ullrich-Tag gesorgt.
In den Zeitfahren über insgesamt 141,5 Kilometer, die beide bei der letzten Tour fuhren, verlor Basso nur etwas mehr als eine Minute auf den T-Mobile-Kapitän, der zur Zeit noch nicht im Vollbesitz seiner Möglichkeiten ist. In speziellem Zeitfahrtraining auf der Bahn in Büttgen und im Windkanal in Kalifornien hat der Sohn eines Metzgers unter der Regie des Dänen Riis fast mit den Spezialisten gleichgezogen. Trotzdem gibt Basso zu: «Ich bin im Zeitfahren definitiv nicht auf dem selben Niveau wie Ullrich oder Armstrong, aber ich kann jetzt meine Verluste in Grenzen halten und mich wehren.