Manchester (rad-net) - Mit einem furiosen Finale haben Roger Kluge und Olaf Pollack dem Aufgebot des Bund Deutscher Radfahrer die erste Silbermedaille gesichert. Mit einem späten Vorstoß erst knapp 20 Runden vor Schluss katapultierten sich der 22-jährige Kluge, der bereits Bronze im Scratch gewonnen hat, und sein 34-Jahre alter Partner Olaf Pollack aus dem Mittelfeld auf den Silberplatz und feierten damit auf der 50-Kilometer-Distanz den bisher größten Erfolg für das deutsche Aufgebot bei den Bahn-Weltmeisterschaften in Manchester.
Entsprechend begeistert zeigte sich das Duo von dem Erfolg: „Das ist absoluter Wahnsinn. Hut ab vor Roger. Er hat genau im richtigen Moment attackiert. „Unglaublich, dass wir bei diesem Chaosrennen noch Zweite geworden sind. Schnell und undurchsichtig bis zum Schluss“, sagte Pollack. Dabei zog sich der Angriff bis zum Erfolg allerdings schmerzhaft in die Länge: „Zum Schluss hieß es nur Sekt oder Selters“, so Kluge, für den die Medaille nicht zu vergleichen ist mit seinem Bronze-Platz im Madison: „Klar, es ist das höherwertige Rennen, es ist eine olympische Disziplin, Scratch leider nicht. Und für Olaf war das Rennen nach dem traurigen Zwischenfall mit seinem Vater nochmals ganz besonders“, so Kluge nach dem Rennen.
Sein Madison-Partner Pollack hatte vor sechs Wochen seinen Vater verloren. „Er hätte sich so gefreut, hier dabei zu sein und auch bei den Olympischen Spielen, eigentlich ist es alles schon gebucht gewesen. Diesen zweiten Platz auf dem Weg zu den Olympischen Spielen widme ich meinem Vater“, so der 34-Jährige aus Kolkwitz. Zwischenzeitlich hatte Pollack schon überlegt, seine Karriere zu beenden. „Es hätte nicht viel gefehlt, ich hätte das Rad an den Nagel gehangen“, so Pollack. Letztlich habe ihn erst die Überredungskunst seiner Mutter und seiner Frau wieder auf das Rad gebracht. „Mein Vater hätte es nicht gewollt, dass ich aufgehört hätte. Aber zehn Tage habe ich gar nichts machen können, habe neben mir gestanden.“
Nun konzentriert sich das Duo auf Peking. „Das nächste Ziel ist Olympia. Am besten wieder eine Medaille holen. Okay, erstmal nicht zu hoch angreifen, dabei zu sein ist erstmal alles, es sind meine ersten Spiele. Aber auch für Olaf, es war der Wunsch seines Vaters, dass er dabei ist, da wollen wir wieder gut fahren. Den Titel holten die Briten Mark Cavendish und Bradley Wiggins, Rang drei ging an die Dänen Michael Markov und Alex Rasmussen.
Dagegen hat Charlotte Becker das Punktefahren der Weltmeisterschaften nur abgeschlagen auf Platz 16 beendet. Die 24-Jährige aus Waltrop, Gewinnerin des Weltcups in Scratch in Los Angeles, konnte nicht in die Entscheidung eingreifen. Den Titel holte sich Marianne Vos aus den Niederlanden.
Auch im Keirin der Männer können die deutschen Fahrer nicht um die Medaillen mitfahren. Als letzter schied Carsten Bergemann in der zweiten Runde aus. Der Dresdner vom Chemnitzer PSV qualifizierte sich über den Hoffnungslauf, Stefan Nimke der im gleichen Lauf wie Bergemann antreten musste, schied damit aus.
Erfolgsmeldungen gab es für die deutschen Sprinter haben bei den Bahnrad-Weltmeisterschaften in Manchester trotzdem: Sie haben zwei zusätzliche Startplätze für die Olympischen Spiele in Peking erkämpft. Im Sprint und im Keirin hat der Bund Deutscher Radfahrer (BDR) über die jeweilige Disziplin- Rangliste einen weiteren Nationen-Startplatz erhalten. „Im Sprint sind alle, die uns gefährlich werden konnten, vorher ausgeschieden. Und im Keirin haben wir das Halbfinale erreicht“, erklärte BDR-Sportdirektor Burckhard Bremer. Damit wird der BDR in Peking mit fünf Sprintern an den Start gehen, nachdem zuvor bereits die Qualifikation im Teamsprint und die damit verbundenen Plätze im Sprint und Keirin feststanden.
Zudem will der Verband noch einmal detailliert prüfen, ob das Olympia-Aus von Verena Jooß in der 3000-Meter-Einerverfolgung bereits endgültig besiegelt ist. „Das werden wir in der nächsten Woche machen und uns gegebenenfalls an den Weltverband wenden und unsere Rechte ausloten“, kündigte Bremer an.
Roger Kluge
Olaf Pollack
Carsten Bergemann
Stefan Nimke
Charlotte Becker
Berichte von der Bahn-Weltmeisterschaft vom 26. bis 30. März in
Manchester:
30. März:
Keirin:
Christin Muche holt Bronze
30. März:
Am Abend
„Wasser in den Schuhen“ - Stress für Alexander Donike am Bahn-Rand in Manchester
29. März:
Bahn-WM: Silbermedaille für Pollack und Kluge
28. März:
Bahn-WM: Verfolgerinnen holen Bronze
28. März:
Teure Siegerehrung: Bundeswehr-Sticker kostet Welte 2000 Franken
27. März:
Bronze für Welte und Glöß - „Zu zweit gewinnen macht Spaß“
27. März:
Hintergrund: Erstmals seit 1908 kein deutscher Bahn-Vierer qualifiziert
27. März:
Trotz Vierer-Aus: „Zwischenbilanz positiv“
26. März:
Erste Medaille für den BDR: Bronze für Kluge
26. März:
Bartko: „Der bitterste Moment meiner Karriere“
26. März:
Brite Hayles für Bahnrad-WM gesperrt
26. März:
WM-Vorschau: „Olympia-Quali an erster Stelle“
Tagebuch
der Bahn-Nationalmannschaft von der WM in Manchester