Los Angeles (rad-net) - Beim dritten Bahn-Weltcup der Saison steht in Los Angeles das Aufgebot für die einstige Paradedisziplin des Bund Deutscher Radfahrer (BDR) mehr im Mittelpunkt, als es Olaf Pollack, Robert Bengsch, Henning Bommel und Daniel Becke lieb sein dürfte. Acht Jahre nach dem Weltrekord bei den Olympischen Spielen von Sydney droht der Bahnvierer nämlich momentan schon vor den Spielen auf der Strecke zu bleiben. Bleibt die Nationenwertung wie sie ist, geht erstmals seit 1952 keine deutsche Mannschaft in der Mannschaftsverfolgung an den Start. Derzeit belegt der BDR in der Nationenwertung Rang 17.
„Wir stehen mit dem Rücken zur Wand. Sollten wir Peking verpassen, wäre das eine mittlere Katastrophe. Der Vierer ist wie der Achter im Rudern eine Institution. Ich kann mich nicht erinnern, dass wir jemals nicht dabei waren“, sagt Leistungssportdirektor Burckhard Bremer. Zuletzt gab es für die deutschen Teams in 13 Olympischen Sommerspielen fünf Goldmedaillen, fünf Silbermedaillen und einmal Bronze. Zur Qualifikation müsste das Quartett des BDR sich in den letzten beiden Weltcups noch auf Platz zwölf fahren.
Für Ausdauer-Bundestrainer Uwe Freese ein schwieriges aber kein unmögliches Ziel. Allerdings muss er weiterhin auf einige Leistungsträger verzichten: „Viele unserer Top-Fahrer wie Vize-Weltmeister Robert Bartko oder Leif Lampater sind leider langfristig im Sechstage-Geschäft gebunden. Das ist traurig. Wir wollen deshalb in Los Angeles erst einmal Schadensbegrenzung betreiben, auch wenn ich unsere Mannschaft nicht als Notgroschen bezeichnen will“, so Freese.
Unter besonderer Beobachtung wird auch Roger Kluge in den Wettkampf in Los Angeles starten. Der 20-Jährige, der im Scratch den bisher einzigen deutschen Weltcup-Erfolg dieses Winters eingefahren hat, will versuchen, auf der 250-Meter-Holzbahn im Home Depot Center von Carson seine Weltcupführung zu verteidigen. Daneben steht Kluge wie Marcel Kalz auch als Ersatzmann für den Vierer bereit.
Im Sprint wird Maximilian Levy am Wochenende sein Comeback geben. Der WM-Fünfte von Mallorca hatte sich zuletzt mit einem starken Ergebnis im Rahmen der BDR-Sichtung nochmals nachdrücklich empfohlen und will in den USA seine Ansprüche auf eine WM- und Olympiateilnahme untermauern. Levy wird von Bundestrainer Detlef Uibel in Sprint, Teamsprint und Keirin eingesetzt. Außerdem starten im Sprint noch René Enders und Tobias Wächter.
Die deutschen Sprinterinnen werden durch Dana Glöß und Jane Gerisch vertreten. Glöß will sich dabei nach ihrem schweren Sturz in Sydney wieder in der Spitze zurückmelden. „Sie war im Training schon deutlich stabiler“, lobte Uibel. Im Ausdauerbereich der Frauen werden Christina und Charlotte Becker sowie Verena Jooß zum Einsatz kommen.
Für einen Teil der männlichen Sprinter steht statt des Weltcups derzeit Training an. Stefan Nimke bereitet sich noch bis zum 24. Januar auf Mallorca auf seine weiteren Aufgaben vor. Er wird erst vom 15. bis zum 17. Februar beim Weltcup in Kopenhagen und vom 26. bis zum 30. März bei der Weltmeisterschaft in Manchester wieder eingreifen - wo auch der Bahn-Vierer mitfahren will. Seine letzte Chance auf Punkte wird der Bahn-Vierer in Dänemark nach Möglichkeit dann noch in Optimal-Besetzung zu nutzen suchen.