Hamburg (dpa) - Einen Tag vor der erwarteten Krönung von Linus Gerdemann hat der Franzose Stéphane Augé einen weiteren deutschen Heimsieg verhindert. Im Spurt einer elfköpfigen Ausreißergruppe setzte sich der Cofidis-Radprofi in Georgsmarienhütte vor seinem Landsmann Hupond durch.
Spitzenreiter Gerdemann kam mit dem Hauptfeld als 13. ins Ziel und will am Samstag im abschließenden Zeitfahren in Bremen den größten Erfolg seiner Karriere perfekt machen. «Gerdemann hat die Klasse und ist in der taktisch besten Situation: Er startet als Letzter, kennt die Zwischenzeiten der Konkurrenz und kann sein Tempo darauf abstimmen», sagte Columbia-Sportdirektor Rolf Aldag zu den Siegchancen seines Kapitäns.
Gerdemann geht mit einem Vorsprung von 17 Sekunden auf seinen schwedischen Team-Kollegen Thomas Lövkvist in den Kampf gegen die Uhr, bei dem auch noch dem slowenischen Gesamtdritten Janez Brajkovic (+20 Sekunden) eine kleine Chance auf den Gesamtsieg eingeräumt wird. «Wenn nicht alles schief läuft, klappt das mit Gerdemanns Sieg», sagte Aldag der Deutschen Presse-Agentur dpa. «Er kann Vollgas fahren, muss aber nicht überreißen.»
Dritter wurde nach 214,3 Kilometern von Neuss nach Georgsmarienhütte der Italiener Mauro da Dalto. Auf den Plätzen vier bis sechs landete ein deutsches Trio mit dem Gerolsteiner Johannes Fröhlinger, Titelverteidiger Jens Voigt und Milram-Kapitän Christan Knees. «Ich wollte zeigen, dass ich nicht nur Trostpreise gewinnen kann», sagte der starke Voigt, der am Vortag einen schwarzen Raben als «Pechvogel-Preis» für seine vergeblichen Attacken bekommen hatte. «Man hat gesehen, dass ich hier nur bei 70 oder 80 Prozent bin, aber es ist ein versöhnlicher Abschluss.» Das Peloton, in dem sich die Sieganwärter schonen konnten, erreichte mit einem Rückstand von 3:54 Minuten auf die Ausreißer das Ziel.
Kurz nach dem Start der Etappe hatte es Aufregung um das Milram-Team gegeben, dessen Fahrer in neuen Trikots im Kuh-Design angetreten waren. Da das Reglement des Weltverbandes UCI für den Fall einer Abweichung von den Standard-Jerseys Sanktionen vorsieht, geisterte kurzzeitig das Gerücht eines möglichen Milram-Rauswurfs durchs Fahrerfeld. Rennleiter Roland Hofer gab dann aber Entwarnung: «Einen Ausschluss wird es mit Sicherheit nicht geben», sagte er der dpa. Nach Etappenende entschied die Jury, dass von jeglicher Bestrafung abgesehen werde, da sich nur das Design des Trikots geändert habe.
Sehr früh sah es so aus, als ob wie am Vortag beim Tagessieg des Finnen Jussi Veikkanen eine Ausreißergruppe durchkommen würde. 25 Kilometer nach dem Start in Neuss setzten sich die elf Fahrer um Voigt ab, recht schnell wuchs ihr Vorsprung auf gut vier Minuten an.
Obwohl Columbia wegen seiner starken Sprinter Gerald Ciolek und André Greipel unbedingt einen Massenspurt anstrebte und erneut die Tempoarbeit übernahm, hielten die «Flüchtlinge» das Feld auf Distanz. Zehn Kilometer vor dem Ziel griff dann der Franzose Thomas Voeckler an, doch Voigt fing ihn wieder ein. Die letzten Attacken verpufften ebenso, so dass ein Spurt, in dem der Spanier Angel Gomez Gomez stürzte, die Entscheidung zugunsten von Augé brachte.