Kelheim (rad-net) - Nach der Absage der Deutschland-Tour avanciert die Bayern-Rundfahrt in ihrem Jubiläumsjahr zum wichtigsten deutschen Rad-Etappenrennen, doch Freude löst die Aufwertung nicht aus. «Da bin ich nicht stolz drauf. Aber wir müssen uns diesen Stiefel anziehen», sagte Rundfahrt-Leiter Ewald Strohmeier vor dem Start der 30. Auflage der Bayern-Tour am Mittwoch. Vom niederbayerischen Kelheim aus nehmen bis Pfingstsonntag mehr als 110 Radprofis aus 16 Teams die Gesamtstrecke von 730 Kilometern in Angriff - und bereiten sich so auch auf die Tour de France vor. Ende vergangenen Jahres hatte die Veranstalter der Deutschland-Tour ihren Rückzug erklärt.
Nun ist die Bayern-Rundfahrt Deutschlands Etappen-Rennen Nummer 1. «Wir haben die Topstars des internationalen Radsports hier», freut sich Strohmeier über den Zuspruch auch von acht Teams, die bei der Frankreich-Rundfahrt an den Start gehen werden. Neben Altmeistern wie dem Franzosen Christophe Moreau vom Team Agritubel und George Hincapie aus der US-Mannschaft Columbia-Highroad gelten die Blicke der bayerischen Radsport-Fans vor allem den aussichtsreichen deutschen Fahrern. «Wenn man in Deutschland an den Start geht, hat man immer Ambitionen auf den Sieg», sagt Hincapies Teamkollege und Zeitfahr-Weltmeister Bert Grabsch.
Am zweiten Tag gilt es auf der Königsetappe von Mühldorf am Inn nach Ruhpolding, mit dem 1050 Meter hohen Hochschwarzeck eine mächtige Bergaufgabe zu bewältigen - und das gleich doppelt. Doch Grabsch ist vor der Bergprüfung nicht bange: «Wenn ich einen guten Tag habe, kann ich mich auch über die Berge quälen.»
Die stärkste Konkurrenz im Kampf um das Gelbe Trikot dürfte einmal mehr beim Team Milram fahren. Dort geht nicht nur Vorjahressieger Christian Knees an den Start, sondern auch Fabian Wegmann und der letzte Deutschland-Tour-Champion Linus Gerdemann. «Gerdemann will sicher in Bayern mal gewinnen», sagt der sportliche Leiter der Rundfahrt, der frühere Profi Uwe Peschel. Am Start ist auch Shooting- Star Heinrich Haussler vom Cérvelo TestTeam. «Er hat ein unglaubliches Frühjahr gefahren», lobte Peschel den gebürtigen Australier, der mit zweiten Plätzen bei Mailand-San Remo und der Flandern-Rundfahrt glänzen konnte.
Die Entscheidung über den Gesamtsieg bei der 30. Bayern-Rundfahrt könnte am vierten Tag beim Einzelzeitfahren im schwäbischen Friedberg fallen. 26 Kilometer ist der Kurs lang, am Ende wartet auf die Fahrer ein unangenehmer Anstieg. Am Pfingstsonntag endet die Tour im fränkischen Gunzenhausen - hoffentlich mit rein sportlichen Nachrichten. Mehr Doping-Kontrollen als vorgeschrieben wollen die Verantwortlichen ansetzen. «Wir wollen unseren Teil dazu beitragen, das Ganze in ein besseres Fahrwasser zu bekommen», sagt Rundfahrt- Leiter Strohmeier.