Rom (rad-net) - Aufklärung oder alles unter den Teppich? Neue Erkenntnisse oder Rätsel für immer? Auch gut 21 Monate nach den ersten öffentlichen Informationen zum Doping-Netzwerk um den spanischen Frauenarzt Eufemiano Fuentes tappen Juristen und Anti-Doping-Kämpfer bei ihren Ermittlungen in der so genannten „Operación Puerto“ noch weitgehend im Dunkeln. Nach der Aufnahme erneuter Ermittlungen des Olympischen Kommitees Italiens (CONI) wird jedoch in Kürze eine Entscheidung erwartet, die entweder mehr Klarheit oder einen wenig befriedigenden Abschluss der Ermittlungen bringen soll. Das meldet zumindest die italienische Sportzeitung „Gazzetta dello Sport“.
Nach Angaben der Zeitung sollte eigentlich schon heute eine Entscheidung eines spanischen Gerichtes fallen, ob die Ermittlungen neu aufgerollt oder geschlossen werden. Bei letzterer Entscheidung würde es wohl für immer unklar bleiben, welchen Sportlern die gut 200 Blutbeutel und unzähligen Behandlungsnotizen zuzuordnen sind. Von Eufemiano Fuentes selbst dürfte so oder so auch weiterhin nur wenig Aufklärung zu erwarten sein. Zuletzt hatte er eine Zusammenarbeit mit deutschen Ermittlern barsch abgelehnt. „Die können ja herkommen und mich suchen“, wird der nach Medien-Informationen auf Gran Canaria lebende Arzt zitiert.
Fuentes selbst kann nach spanischem Recht nicht belangt werden, da zum Zeitpunkt des Auftaktes der „Operación Puerto“ in Spanien kein entsprechendes Anti-Doping-Gesetz bestand. Fuentes könnte höchstens wegen Gefährdung der Gesundheit seiner Kunden angeklagt werden. Eine solche Anklage ist jedoch nach derzeitiger Sachlage extrem unwahrscheinlich.
Erster Betroffener einer möglichen Neuaufnahme der Nachforschungen könnte Alejandro Valverde sein. Nach Angaben der „Gazzetta dello Sport“ versuchen UCI und internationale Anti-Doping-Agentur WADA weiterhin, einen Abgleich der DNA Valverdes mit dem aus Blutbeuteln aus dem Bestand von Fuentes zu bekommen. Einem entsprechenden Test hatte Valverde im vergangenen Jahr mit Unterschrift unter den Ethik-Code der UCI grundsätzlich zugestimmt.
Die CONI hat unabhängig davon bereits angekündigt, in Kürze etliche verdächtige Radprofis zu Befragungen vorzuladen. Wer die Aussage verweigert, wird nach den italienischen Dopingregeln mit sofortiger Wirkung für alle italienischen Radrennen gesperrt. Einen Start bei Rennen außerhalb Italiens kann das CONI nicht verhindern. Der spanische Tour-de-France-Sieger Alberto Contador hatte zuletzt seine Bereitschaft zur Aussage erklärt, aber gleichzeitig mitgeteilt, bisher habe ihn niemand gefragt.
Der frühere Giro-Sieger Ivan Basso aus Italien hat seinen Dopingversuch bei Fuentes bereits gestanden, ebenso sein Landsmann Michele Scarponi. Jan Ullrich wirft die Staatsanwaltschaft Bonn nach einem DNA-Vergleich und belegten Kontobewegungen zwischen ihm und Fuentes vor, dass neun bei dem spanischen Gynäkologen beschlagnahmte Blutbeutel eindeutig dem deutschen Ex-Radprofi zuzuordnen sind.