Berlin (dpa) - Jörg Jaksche ist doch noch rückfällig geworden. Der 32-jährige Ansbacher, der im April nach langer erfolgloser Jobsuche sein Rad in die Ecke gestellt hatte, ist fündig geworden und wird in der kommenden Saison wieder als Radprofi tätig sein.
Jaksche ist damit nach Patrik Sinkewitz der zweite Doping geständige Kronzeuge, der wieder Beschäftigung im alten Metier findet. Der Franke unterschrieb beim italienischen Dritt-Divisonär «Cinelli OPD» einen Einjahresvertrag. «So etwas wie ein Studenten-Job mit der Möglichkeit, auch wieder auszusteigen, wenn es für mich keinen Sinn mehr macht», sagte Jaksche zu den Konditionen seines Kontraktes, bei dem finanzielle Verlockungen keine Rolle spielten.
«Ich bin froh, dass es doch noch geklappt hat. Mal sehen, wie es wird. Ich gehe vorsichtig und mit wenig Illusionen an die Sache. Mein erstes Rennen werde ich am 13. Februar dort fahren, wo ich 2004 meinen ersten großen Erfolg bei den Profis feierte: Bei der Mittelmeer-Rundfahrt», sagte der in Kitzbühel lebende Arzt-Sohn, dessen Doping-Beichte im «Spiegel» 2007 für eine Welle von Geständnissen anderer Profis gesorgt hatte. Er hatte zugegeben, Kunde des berüchtigten spanischen Arztes Eufemiano Fuentes gewesen zu sein.
Jaksche, dessen Doping-Sperre im Juli 2008 auslief, studiert seit Oktober Wirtschaftsrecht an der Fern-Uni Hagen. Er will auch als Radprofi sein Studium fortsetzen. Bei «Cinelli OPD» fährt er nach zweieinhalbjähriger Zwangspause zusammen mit dem Belgier Frank Vandenbroucke (34), der selbst auf eine äußerst bewegte Doping- Vergangenheit zurückblickt. Probleme mit seinem neuen Team-Kollegen hat Jaksche nicht, der nach seiner Beichte zum vielzitierten Anti-Doping-Experten wurde.
«Vandenbroucke ist mit seiner Geschichte so etwas wie das Spiegelbild des Radsports. Ich finde gut, dass er bei 'Cinelli' wieder ein soziales Umfeld findet. Schließlich hat er einen Selbstmordversuch hinter sich», sagte Jaksche, der während seiner zunächst erfolglosen Arbeitsplatzsuche einem TV-Angebot («Dschungel-Camp») widerstand. Um gegen Konkurrenten zu bestehen, die womöglich nicht - wie neuerdings Jaksche - Doping abschwören, hat der wortgewandte Kletter-Spezialist ein Rezept: «Pur musst du eben ein bisschen schlauer fahren.»