Berlin (dpa) - Nach Lance Armstrong hat auch Jan Ullrich zugegeben, dass er bei der Tour de France an Aufgabe gedacht hat. «Ich hatte Teamchef Rudy Pevenage schon per Funk durchgegeben: Es geht nicht mehr. Mir ist schwindelig. Ich kann nicht weiterfahren», berichtete der Tour-Zweite über seine Gedanken bei der Siegerehrung nach dem ersten Zeitfahren in Cap Decouverte.
Ihm sei während der Etappe, bei der er Armstrong 1:36 Minuten abgenommen hatte, so schwindelig gewesen, dass er ab und zu von der Straße abgekommen sei, räumte Ullrich in einem Interview mit der Zeitschrift «Super Illu» ein.
Bei so einer Anstrengung und Hitze riskiere man sogar einen Herzschaden. «Ich musste entscheiden: Fahre ich weiter oder nicht?», sagte Ullrich. Er habe sich für «Ja» entschieden und sich vom Tour-Arzt Paracetamol geholt. «Der menschliche Körper ist erstaunlich. Man denkt, es ist zu Ende, aber es geht doch weiter», berichtete der Kapitän des Bianchi-Teams über seine Erfahrungen während der 90. Großen Schleife.
Auch der fünffache Tour-Gewinner Armstrong hatte in einem Interview mit der französischen Sportzeitung «L'Equipe» zugegeben, dass er das Rennen nach dem Zeitfahren am 18. Juli aufgeben wollte. «Ich hatte eine große Krise. Als ich bei der zweiten Zeitnahme meinen Rückstand hörte, dachte ich, die Tour ist vorbei», gestand der Amerikaner, der sich am Ende mit 1:01 Minuten Vorsprung vor dem Deutschen durchsetzte.
Ullrich ist zuversichtlich für die Tour im kommenden Jahr. Er habe in diesem Jahr noch nicht das Maximum aus sich herausgeholt, so der Wahl-Schweizer. Dass er trotz der Probleme im Vorfeld und des Fiebers in der ersten Woche eine so tolle Tour fahren würde, damit habe er nicht gerechnet. «Ich bin jetzt schon richtig heiß auf das nächste Jahr», betonte Ullrich. Lance Armstrong sei der, den man auch dann wieder schlagen müsse. Ullrich: «Er ist meine Motivation für 2004. Ich werde bei der nächsten Tour hundertprozentig vorbereitet sein.»