Berlin (dpa) - Nach Lance Armstrong sind drei weitere Radstars durch die angeblich positiven Urin-Proben während der Tour de France 1999 belastet worden.
Wie die französischen Sonntagzeitung «Journal du Dimanche» berichtet, konnten weitere B-Proben, die im vergangenen Jahr im Labor in Chatenay-Malabry getestet worden waren, dem wichtigen Armstrong-Helfer Manuel Beltran (Spanien) sowie dem Dänen Bo Hamburger und dem Kolumbianer Jose Joachim Castelblanco zugeordnet werden.
Beltran war vor zwei Jahren vom damaligen Ullrich-Team Bianchi zu US Postal gewechselt und fährt seit diesem Jahr für den Nachfolge- Rennstall Discovery Channel. Bei der Spanien-Rundfahrt war der 34- jährige Spanier nach einem Sturz als Siebter ausgestiegen. Hamburger, der für das italienischen Acqua/Sapone-Team fährt, war bereits vor vier Jahren nach einem positiven Doping-Befund von seinem damaligen Team CSC suspendiert worden. Vor sechs Jahren gehörte er der Mannschaft Cantina Tollo an. Der Südamerikaner Castelblanco ist hingegen ein relativ unbeschriebenes Blatt, er fuhr 1999 für Kelme.
Die Urin-Proben der drei Fahrer gehörten zu jenen insgesamt 12 positiven Testergebnissen aus dem Jahr 1999, die nach Auskunft des französischen Dopingkontroll-Labors in Châtenay-Malabry bei Paris anonym während der Tour de France genommen worden waren, heißt es in der Zeitung. Die erst kürzlich untersuchten Proben enthielten das verbotene Mittel EPO, das mit den damaligen Methoden noch nicht nachweisbar war. Die Sportzeitung «L'Équipe» hatte am 23. August berichtet, dass sechs der zwölf Urinproben mit EPO Armstrong zuzuordnen seien. Über die Zuordnung der übrigen Proben war bislang nichts bekannt.
Der am heftigsten in die Doping-Diskussion verstrickte siebenmalige Tour-de-France-Sieger Armstrong hat die Stellungnahme des Radsport-Weltverbandes UCI begrüßt. «Ich bin erfreut, dass der Verband den Fall einer intensiven Untersuchung unterziehen will. Denn jede professionelle Untersuchung wird beweisen, dass die Doping-Vorwürfe der französischen Zeitung keine Grundlage haben, weil ich nie leistungssteigernde Medikamente genommen habe», sagte der Amerikaner. «Es sieht so aus, als ob der Verband die richtigen Fragen stellt.»
Der Radsport-Weltverband UCI hatte erst knapp zwei Wochen nach Bekanntwerden der Affäre eine Stellungnahme abgegeben, zugleich Angriffe gegen die Welt-Anti-Doping-Agentur WADA gestartet und vom Pariser Labor Chatenay-Malabry Aufklärung gefordert. Die UCI schickte an beide Institutionen einen Sechs-Fragen-Katalog. Klar Position hatte der Verband indes nicht bezogen. Die UCI kündigte an, weiter nach der undichten Stelle zu suchen, aus der Informationen in die Öffentlichkeit gelangt seien.
Von der WADA und vom Labor will der Weltverband unter anderem wissen, wer die nachträgliche Untersuchung angeordnet hat, wie das ohne Zustimmung des Fahrers geschehen konnte und warum der Verband selbst nicht informiert worden war. Bereits vorab hatte UCI-Präsident Hein Verbruggen jedoch in der französischen Tageszeitung «Le Figaro» erklärt, dass nicht mit Sanktionen gegen Armstrong zu rechnen sei. Der Texaner, der nach der Frankreich-Rundfahrt in diesem Jahr seine Laufbahn beendet hatte, bestreitet, jemals gedopt zu haben.
Als Gegenreaktion auf die Vorwürfe aus Frankreich kündigte Armstrong ein mögliches Comeback bei der Tour an. Auch Vuelta- Direktor Victor Cordero hat sich zu diesen Plänen geäußert: «Unsere Organisation begrüßt es, dass Armstrong im Zuge seiner Comeback- Ankündigungen auch einen Start bei der Vuelta im kommenden Jahr nicht ausschließt», sagte Cordero. Zuletzt hatte Armstrong 1998 an der Spanien-Rundfahrt teilgenommen und dort mit Platz 4 Zuversicht für einen Neubeginn bei der Tour de France geschöpft, die er in den zurückliegenden sieben Jahren jeweils gewann.