New York (dpa) - Die Qualen waren groß, doch die Versuchung ist größer. Ein Jahr nach seinem schmerzhaften und lehrreichen Debüt beim New York-Marathon geht Lance Armstrong am 4. November erneut beim Großereignis in «Big Apple» an den Start.
«Ich weiß jetzt, was auf mich zukommt, das ist der große Unterschied. Vergangenes Jahr hatte ich keine Ahnung. Ich denke, ich bin in guter Form und ungefähr zweieinhalb Kilogramm leichter als im Vorjahr», betont der siebenmalige Tour de France-Gewinner.
Vor zwölf Monaten hörte sich der ehemalige Radstar noch anders an. «Solche Schmerzen habe ich bei den härtesten Radrennen nicht gehabt. Ich laufe nie wieder Marathon», meinte der Texaner, als er erschöpft und erleichtert zugleich nach 2:59,36 Stunden über die Ziellinie im Central Park von Manhattan gehumpelt war. Für seine Marathon-Premiere hatte sich der einstige Ausnahme-Athlet extra Lauf-Legenden an seine Seite geholt. So sorgten die Marathon-Olympiasiegerin von 1984, Joan Benoit Samuelson, der dreimalige New York-Gewinner Alberto Salazar und der Doppel-Olympiasieger von Athen und viermalige Weltmeister Hicham el-Guerrouj für Speed und Spirit.
Doch Armstrong hatte über die gesamte Strecke mit starken Schienbein-Schmerzen zu kämpfen und erlitt letztlich sogar eine Stress-Fraktur, so dass er anschließend sechs Monate nicht laufen konnte. Trotz dieser einschneidenden Erfahrung steht Armstrong nun wieder auf der Verazzano-Brücke, wird von dort den Blick über die New Yorker Bucht auf die Wolkenkratzer von Manhattan genießen und zur Einstimmung auf die anstehenden 42,195 Kilometer wie alle anderen Läufer Frank Sinatras Klassiker «New York, New York» hören.
«Nachdem ich wieder laufen konnte, wusste ich, dass ich hier wieder dabei sein werde», begründet er sein Comeback, für das er täglich joggt, im Fitness-Studio trainiert oder Kajak fährt. Und das trotz eines straffen Zeitplanes. Denn Armstrong ist nach seinem Karriere-Ende vor zwei Jahren fast noch genauso viel unterwegs, wie zu seiner aktiven Zeit. New York, San Francisco, Portland, Orlando lauteten erst kürzlich die Stationen einer ganz normalen Armstrong-Woche. Anschließend ein schneller Zwischenstopp daheim in Austin/Texas und weiter nach Südafrika.
Er habe einen hektischen Kalender, gibt er zu. Dennoch macht er die Viel-Fliegerei gerne. Denn sie dient vor allem seiner Lance Armstrong-Foundation, für die der 36-Jährige bereits mehrere Millionen Dollar zu Gunsten der Krebs-Forschung gesammelt hat. 1996 wurde bei ihm Hodenkrebs diagnostiziert, auch Bauch, Lunge und Gehirn waren betroffen. Armstrong selbst hat den Kampf gegen die unheilbare Krankheit gewonnen und führt ihn bis heute für andere weiter. Derzeit wirbt er im Bundesstaat Texas dafür, einem Hilfsprogramm zuzustimmen, durch das in den nächsten zehn Jahren drei Milliarden Dollar in die Krebsforschung - und Vorsorge investiert werden sollen. Am 6. November fällt die Entscheidung.
Außerdem füllen Sponsoren-Termine sowie Vorträge seinen Terminkalender. Und dann sind da ja auch noch seine drei Kinder. Mit Radsport hat er hingegen so gut wie nichts mehr zu tun. «In den vergangenen vier Monaten saß ich nur vier Mal auf dem Rad - und das auch jeweils nur für gute Zwecke.»